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Mehr Chancen für heimisches Eiweiß vom Acker
„Rege tauschten sich die Teilnehmer der Arbeitsgruppe und Interessierte aus“ - Foto: Berger-Stöckl

Mehr Chancen für heimisches Eiweiß vom Acker

Arbeitsgruppe „Regionales Eiweiß“ zeigt Möglichkeiten auf – Rückschau auf Anbauversuche dreier Betriebe

 

Kirchanschöring. Hochwertiges Eiweiß in der Fütterung ist Voraussetzung dafür, dass Kühe eine gute Milchleistung erbringen können. Ein großer Teil des heimischen Eiweißfutters wird auf dem Grünland erzeugt, und auch über den Feldfutterbau auf dem Acker gibt es vielseitige Möglichkeiten, wie die „Arbeitsgruppe Regionales Eiweiß“ in der Ökomodellregion seit fast zehn Jahren aufzeigt. Ziel ist es, dass möglichst wenig fremdes Eiweißfutter wie z.B. Sojaschrot aus fernen Ländern importiert werden muss, mit allen Nachteilen für die Ökobilanz. Thema des jüngsten Arbeitsgruppentreffens, an dem sich konventionelle wie biologisch produzierende Milchviehhalter austauschten, war die Rückschau auf die Anbauversuche dreier Betriebe im letzten Jahr, und neue Möglichkeiten für den Anbau auf Stilllegungsflächen.

 

Hans Steiner aus Taching war nach der Ernte seines Gemengeversuches im letzten Jahr zufrieden. Er hat Mais mit Stangenbohnen im Verhältnis 2:1 gemischt, spät angebaut und einen Teil Sojabohnen eingebracht. Nach einem guten Start bei warmen Bedingungen Ende Mai verursachte ein Hagelunwetter im Sommer größere Schäden. „Am Ende war ich überrascht, wie gut die Ernte ausgefallen ist“, so Steiner, „ein Teil der Hagelschäden an den Maispflanzen wurde durch das stärkere Wachstum der Stangenbohnen ausgeglichen.“ Bei einem etwas niedrigeren Energiegehalt lieferte die Mischung viel gutes Futter, und gute Trockensubstanzgehalte, wie Steiner herausfand. Vor dem Anbau wurde Gülle ausgebracht, Pflanzenschutzmittel wurden letztes Jahr in seinem Gemenge nicht eingesetzt. „Heuer probiere er Mais in Reihe und Stangenbohnen, breit ausgesät, auf einer Erosionsfläche aus. Des Weiteren hat er mit einer Mischung aus Weißklee und mehreren Rotkleesorten gute Erfolge in der Milchleistung.

 

Dass sich der Anbau von Sojabohnen in unserer Region erfolgreich eingebürgert hat, kann nicht nur Steiner bestätigen. Auch Benedikt Bauer aus Fridolfing, der viel Erfahrung mit Anbau und Toasten von Sojabohnen hat, bekräftigte, dass es bei späterem Anbau und damit genügend Wärme oft ein schnelles Wachstum mit guten Erträgen, aber nur etwas späterer Ernte gibt. „Ich ersetze mindestens die Hälfte des Rapsschrots in der Milchviehration inzwischen durch eigenes Sojaschrot und bringe dadurch weniger Phosphor in meinen Kreislauf“, ergänzte Steiner. 

 

Hans Englschallinger, Biolandwirt aus Kay, entschied sich im letzten Jahr nach Kleegras als Vorfrucht für ein Gemenge aus Erbsen, Wicken und Roggen – die Erbsen für den Eiweißgehalt, die Wicken zur optimalen Bodendurchwurzelung und der Roggen als Stützfrucht für die rankenden Gemengepartner. Den Vorteil sieht er neben der ganzjährigen Bodenbedeckung in der langen Blühzeit der Wicken und dem Beitrag zur Biodiversität. Mit dem Eiweißgehalt war er zufrieden, weniger allerdings mit dem Masseertrag. Auch heuer wird er die Leguminosen-Getreide-Mischung wieder ausprobieren, und dann erneut abwägen, ob ein Silieren als Ganzpflanzensilage oder späteres Dreschen für eine gute Futtererzeugung besser ist. 

 

Als dritter Referent stellte Herbert Wurm aus Tittmoning den Ertrag seiner biologisch angebauten Mischung aus Winterroggen und Wintererbsen vor, die er zur Unterdrückung von Beikräutern nach dem Auflaufen vorsichtshalber zweimal striegelte. Unterschiedliche Ansichten gab es in der Gruppe zur Frage, ob das Striegeln den Erbsen schaden könnte. Heuer will Wurm wieder mehr auf Sommererbsen setzen anstatt auf das Erbsen-Getreide-Gemenge. Sein biologisch angebauter Mais gedeiht am besten nach zweijährigem Kleegras als Vorfrucht. Franz Roider aus Kirchanschöring verwies auf seine langjährig guten Erfahrungen mit dem unkomplizierten Anbau von Erbsen mit Hafer und Sommergerste.

 

Lang tauschten sich die beteiligten Betriebe zum Umgang mit den ursprünglich von der EU aus Naturschutzgründen geforderten Stilllegungsflächen aus. Während die Bodenruhe vielen Tierarten eine Erholungspause verschaffen kann, werden Bracheflächen von den meisten Landwirten kritisch gesehen, weil sich viel Unkraut aus den Stilllegungsflächen verbreiten kann, vor allem in den Folgejahren. Aktuell gibt es noch keine Klarheit von Seiten des Ministeriums, welche Anbauregelungen für die 4% Stilllegungsflächen gelten. Wie Arbeitsgruppenleiter Franz Huber aus Fridolfing meinte, gebe es hier ein großes Potential für einen Anbau heimischer Eiweißfrüchte, die dem Betrieb einen mehrfachen Nutzen bringen könnten. Mehrere Landwirte setzen auf mehrjähriges Kleegras mit hohem Kleeanteil, auf Mischungen aus Rotklee und Luzerne oder auf den Anbau von Zwischenfrüchten nach Getreide auf den Stilllegungsflächen. Aber auch Leguminosen wie Erbsen oder Soja ohne Pflanzenschutz sind möglich, dies auch mit gutem Erfolg, wie die Vorredner erläuterten. Ein Betrieb aus Tittmoning deckt seinen ursprünglich geplanten Stilllegungsanteil über breite Uferrandstreifen mit Kleegras ab, die nicht gedüngt oder gespritzt werden und somit auch ökologisch wertvoll sind.

 

„Wie intensiv und offen der Austausch in unserer Arbeitsgruppe ist, das freut mich immer wieder“, meinte Franz Huber, der die Gruppe seit vielen Jahren leitet und um Vorschläge für die geplante Sommerexkursion bat. Abschließend wies er auf die Gefahren aus der aktuell EU-weit geplanten unkontrollierten Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen hin, und auf die damit einhergehende Patentierung von Saatgut.

 

Artikel aus der Südostbayerischen Rundschau vom 26.03.2024, Redaktion

 

 

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