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Die Wonneberger Schulgeschichte - Teil 4

(Beilage zum Kirchenanzeiger Nr. 69)

 

In der letzten Beilage konnten wir sehen, wie Mangel an Einsicht, Abneigung gegen die Schule, das Fehlen eines Schulhauses und die Not der Lehrer anfangs des 19. Jahrhunderts die Einhaltung der Schulpflicht fast unmöglich machten.

 

Erst 1824 kann in Wonneberg von einem halbwegs geordnetem Schulbetrieb die Rede sein. In diesem Jahr erbaut die Kirchenstiftung St. Leonhard um 3.176 Gulden das Schul- und Mesnerhaus in St .Leonhard (heute im Besitz des Franz Huber). In den unteren Räumen wird Unterricht erteilt, die oberen Räume dienen dem Lehrer und seiner Familie als Wohnung. 

 

1838 wird der Lehrer- und der Mesnerdienst vereinigt. Erst im Jahre 1891 geht man daran, den heutigen Kindergarten und frühere Schulhaus (mit zwei Räumen) zu erbauen. Die Kirchenstiftung St. Leonhard stellt unentgeltlich den Grund zur Verfügung und trägt noch die Kosten für eine weitere Fläche aus dem Grundbesitz des Posch (damals Felix Wimmer, geb. 1838, gest. 1906). 1893 besteht noch eine Bauschuld von 9.917 Mark und 31 Pf. Die Kirchenstiftung zahlt einen Zuschuss von 1.000 Mark und verpflichtet sich, 25 Jahre lang je 100 Mark zu zahlen Bis zum Jahre 1912 war die Gesamtleistung der Kirche an die neue Schule 120.000 Mark.

 

Das Gesuch der Wonneberger Bürger an die Kirchenverwaltung St. Leonhard um finanzielle Hilfe ist lesenswert. Es lautet:


"Wonneberg, den 29.November 1891. Sehr verehrter Kirchenverwaltung St. Leonhard ist bekannt, daß die Schulgemeinde Wonneberg im Jahre 1892 ein neues Lehrsaalgebäude mit Holzlege herzustellen hat, sowie im alten Schulhaus ein Umbau vorgenommen werden muß. Hierzu ist eine Summe von 13.600 Mark erforderlich. Die Kosten für Anschaffung von Einrichtungsgegenständen für das zweite Schulzimmer und des Hilfslehrerzimmers sind in obiger Summe noch nicht eingerechnet. Dazu kommen nach Abfluß eines Jahres noch die Unterhaltungskosten für den Hilfslehrer in einem jährlichen Betrage von 342,86 Mark. Die Gemeinde Wonneberg besitzt kein Vermögen, im Gegenteil hat sie noch eine Schuld von 1.385.71 Mark für den Friedhof in Waging zu tilgen. Alle Gemeindebedürfnisse müssen durch Umlagen gedeckt werden. In den letzten Jahren wurden einschließlich der Distriktsumlagen schon 100 % Umlagen in unserer Gemeinde erhoben; deswegen sehen die Unterzeichneten mit Bangen den neuen Ausgaben entgegen. In dieser großen Notlage wenden sich die Unterzeichneten vertrauensvoll an die sehr verehrliche Kirchenverwaltung St. Leonhard mit der Bitte, verehrte Kirchenverwaltung möchte zum Schulhausbau dahier einen möglichst hohen Zuschuß aus den reichen Mitteln der Kirchenstiftung St. Leonhard leisten. Ohne Schwächung des Kapitals könnte den Unterzeichneten die große Last bedeutend erleichtert werden. Die Möglichkeit einer Hilfeleistung ist sicher vorhanden, da beispielsweise die Kirche in Kirchstein zum dortigen Schulhausbau einen ganz bedeutenden Zuschuß leistete. Am meisten erhofft man sich von der wohlwollenden Gesinnung des sehr verehrten und geliebten Kirchenvorstandes, der als Vorstand des Armenpflegschaftsrates Wonneberg die dürftigen Verhältnisse hiesiger Gemeinde genugsam kennt. Endlich erlaubt man sich noch zu bemerken, der zu erwartende Zuschuß von der Kirche werde vorläufig geheim gehalten, bis der Kreis seinen Zuschuß zum hiesigen Schulhausbau ausgesprochen hat. Die Unterzeichneten geben sich der angenehmen Erwartung hin, an eine sehr verehrliche Kirchenverwaltung St. Leonhard keine Fehlbitte getan zu haben."  

 

Wir haben gesehen, dass die Bittschrift, die von 55 Bürgern unterschrieben war, nicht umsonst verfasst worden ist. Übrigens: der "so sehr verehrte und geliebte Kirchenvorstand" war der Weber von Roggen Joseph Iglgeißer.
Aus dem Schreiben der Gemeinde geht hervor, dass bis 1892 im alten Schulhaus Unterricht in nur einem Raum abgehalten wurde und dass ab 1.1.1893 eine HilfslehrersteIle eingerichtet wurde.