(Beilage zum Kirchenanzeiger Nr. 50)
Da die Pfarrer von Waging über ihre Einkünfte und Ausgaben gewissenhaft Aufzeichnungen führten, wissen wir heute, wie hoch damals die Ernteerträge waren. In der Landwirtschaft des Pfarrers wurden vor etwa 200 Jahren 5 Metzen Weizen ausgesät, 17 Metzen Korn, 24 Metzen Gerste und 31 Metzen Haber, dazu noch 16 Pfund Kleesamen. Geerntet wurden 16 1/2 Metzen Weizen, 6 Schaff und 3 Metzen ( = 51 Metzen) Korn, 69 Metzen Gerste und 93 Metzen Haber. Die Ernte war also etwa das dreifache der Aussaat.
Die Heuernte des Pfarrers betrug 14 Fuder süßes Heu, 8 Fuder saures, 4 Fuder süßes Grumet, 2 Fuder saures und ein Fuder Klee. Um 1800 musste der Pfarrer das ganze Brennholz kaufen, da der vorige Pfarrer Berger den ganzen Baumbestand hatte zusammenschlagen lassen.
Für die Ökonomie benötigte der Pfarrer 8 Dienstboten, dazu noch 4 Tagwerker für 100 Tage. Löhne und Verpflegung all dieser Dienstboten kosteten jährlich 850 Gulden. darin eingerechnet waren die "Sonderleistungen“: an 7 besseren Tagen erhielten sie zusammen 3 Viertel Bier (9 halbe Liter) zu 5 Kreuzer. Die Pfarrgründe lagen im Ottinger Feld, im Högfeld und im Seefeld. Eine weitere Wiese hatte der Pfarrer noch in Unterwendling. Bis 1698 hatte der Wimmer von Unterwendling das Recht, diese Wiese "gegen eine Reichung einer Stift von 7 Gulden" abzumähen. Pfarrer Kiene (seit 1696) ließ die Wimmerwiese wieder selbst abmähen "aus Mangel an Futter". Von 1700 bis 1756 durfte der Wimmer die Wiese gegen eine Jahrespacht von 5 Gulden abmähen und Pfarrer Dickhart (17'56 - 1773) ließ die Wiese wieder für den eigenen Bedarf abernten. Über die Bonität dieser Unterwendlinger Pfarrwiese schreibt Pfarrer Kiene: "Es sind außer der Unterwendlinger Wiese um den Markt mehrere zum Pfarrhof gehörige Wiesen, die aber ganz abgeödet sind, weshalb ich, um mehrere Viehlein aufzustellen, die Unterwendlinger Wiese wieder brauche."
Der jetzige Weg nach Holzleiten ging bis 1845 durch Pfarrgrund.
Wenn schon der Pfarrer über die schlechten Zeiten klagte, hatten die Bauern noch viel mehr Grund, unzufrieden zu sein. Besonders die Zeit der Franzosenkriege (1800 bis 1805) waren für einige Bauern besonders schmerzlich. Der Lechner in Weisbach Johann Hofmann (der Ur-Ur-Großvater des jetzigen Besitzers) berichtet in einem Gesuch, er habe seinen Zins von 20 Gulden 24 Kreuzer für ein Kapital von 200 Gulden seit drei Jahren nicht mehr bezahlen können. Er hatte in den letzten Jahren viel Unglück im Roß- und im Kuhstall und hatte durch die Plünderungen und Einquartierungen der Franzosen, vorher schon durch die kaiserlich-österreichischen Truppen große Verluste erlitten und habe für sie viele Fuhrwerke übernehmen müssen. Pfarrer und Pfleger bestätigen die Angaben des Lechners. Der Pfleger versichert, dass kein Untertan so hart haust und so sehr mit Schulden beladen sei, wie er. Man könne nicht sagen, dass der Lechner übermäßig trinkt oder sonst "was Iiderlich verwendet“, nur durch schädlichen Hang zum Fuhrwerk - der Lechner fuhr z.B. Kohlen nach Achthal - und "dadurch vielfältig zusammengeschundene Pferde" dürfte er hauptsächlich so tief in Schulden gekommen sein. Der Pfarrer befürwortet in Salzburg, dass dem Lechner ein Drittel des schuldigen Zinses erlassen werde. Das Erzbischöfliche Konsistorium erlässt dem Lechner jedoch die ganze Zinsschuld.
Der Wallner von Wald wurde 1804 arg vom Schauer betroffen "und aller Feldfrüchte beraubet". Der Schaden beträgt laut gerichtlicher Schauerbeschreibung 253 Gulden und der Wallner bittet daher, dass ihm die Zinsen aus einem Darlehen der Kirche St. Leonhard (300 Gulden) erlassen werden. Der Pfleger berichtet, dass der Wallner so arm sei, dass er nicht einmal das Saatgetreide für das nächste Jahr kaufen könne. Bisher habe er die Zinsen an das Gotteshaus St. Leonhard pünktlich bezahlt.
Es ist nicht bekannt, ob und gegebenenfalls wieviel dem Wallner von der Zinsschuld erlassen worden ist.