(Beilage zum Kirchenanzeiger Nr. 44)
In der letzten Ausgabe hatten wir die Möglichkeit, Preise und Löhne in den vergangenen Jahrhunderten zu vergleichen. Wer sich nur ein klein wenig Mühe gibt, kann den Zahlen entnehmen, dass es den Leuten damals bei uns nicht besonders gut ging. Der Jahresverdienst eines fleißigen Arbeiters war etwa 80 Gulden (fl), ein Hofbeamter am Hofe des Salzburger Erzbischofs hatte ein jährliches Einkommen von 400 fl und ein Hofkammerrat 1500 fl (um 1800).
Im Jahr 1763 verunglückte bei der Arbeit ein Mann, der die Witwe mit drei unmündigen Kindern hinterließ. Der Pfleger beantragte für die Familie eine wöchentliche Unterstützung von 18 kr mit der Begründung, die Witwe habe wegen Schulden ihre "Bandlkramerei" und das Häusl verkaufen müssen. Das Erzbischöfliche Konsistorium genehmigte jedoch nur eine Unterstützung von 15 kr die Woche. Wenn man sich vorstellt, dass ein Laib Brot ( = 4 salzburgische Pfund = 2 1/4 kg) damals 4 kr kostete, kann man sich vorstellen, in welch armseligen Verhältnissen eine große Anzahl der Bewohner lebte.
Den Bauern, den Grundholden, ging es trotz der vielen Abgaben, die sie an den Grundherrn oder an den Pfarrer abzuführen hatten, etwas besser, als den Arbeitern, vor allem, wenn sie ein Fuhrwerk und ein paar Rösser hatten.
Am meisten Geld hatten damals ( - wie heute? -) die Wirte. Aus dem Jahre 1784 ist noch eine Nachlaßabrechnung der verstorbenen Wirtin von Vachenlueg erhalten zusammen mit einer Aufstellung der Beerdigungskosten. Da diese Aufstellung uns zugleich einen Einblick in die Gebräuche gestattet, die damals, also vor 200 Jahren bei Trauerfeierlichkeiten üblich waren, wollen wir sie etwas genauer betrachten.
An Bargeld hatte die Wirtin 209 fl 12 kr hinterlassen; 1800 fl hatte sie ausgeliehen und der Verkauf des beweglichen Vermögens erbrachte 184 fl 46 kr. Das gesamte Vermögen betrug also 2193 fl und 58 kr.
Dieser Hinterlassenschaft standen an Ausgaben gegenüber:
Am Tag des Begräbnisses an die Armen verteilt 1 fl 12 kr
Dem Pfarrer für Einsegnung u. Gottesdienst 5 fl
Die Totenwächter verzehrten 3 fl 38 kr
Für das Glockengeläute 32 kr
Die 4, Leichenträger erhielten 1fl
Der Bierholer für die Totenwächter 6 kr
Der Totengräber 15 kr
An Brot wurde ausgegeben 3 fl 2 kr
Die Ansagerinnen erhielten 1 fl 24 kr
Vier Pfund Käse wurden verzehrt 16 kr
Totenbrett und Grabkreuz 21 kr
Für Baumwolle und Wachs wurde ausgegeben 52 kr
Die Baderin für Medizin 2 fl 52 kr
Der Gerichtsbote erhielt 40 kr
Herzstärkungsmittel in der Apotheke 1 fl 12 kr
Dem Wirt in Anger 1 fl 50 kr
Der Krankenpflegerin für 10 Tage 1 fl 20 kr
Dem "Liebesbund" in Salzburg 48 kr
Für Messen hatte die Verstorbene gestiftet 100 fl
Für die Armen wurde gestiftet 50 fl
Herbergzins für die Mesnertochter für 1/2 Jahr 2 fl 30 kr.
Dazu kamen noch die Gerichtskosten, die Schreibgebühren, die Kosten der Schätzer und der Botenlohn , sodass sich die gesamten Beerdigungskosten einschließlich der Stiftungen auf 188 fl 12 kr beliefen. (Eine Kuh kostete damals etwa 20 fl). Das restliche Vermögen von 1802 fl wurde an die Erben ausbezahlt.
Obwohl die Wirtin von Vachenlueg offensichtlich vermögend war, wurde ihre Leiche ohne Sarg beerdigt, da die Lückenlose Aufstellung der Kosten nur Ausgaben für Totenbrett und Holzkreuz aufweist.