(Beilage zum Kirchenanzeiger Nr. 39)
Nachdem wir hier im Rupertiwinkel nahezu 1200 Jahre zum Erzbistum Salzburg gehört hatten, kamen wir infolge der Grenzziehungen in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts zum Erzbistum München-Freising. Dieses Erzbistum trat 1817 die Nachfolge des 1803 aufgelösten Bistums Freising an. Als Gründer dieses Bistums gilt der heilige Korbinian, der jedoch nur einen Teil seines Lebens in Freising verbrachte. Viele Jahre lebte er in Südtirol, wo er auch gestorben ist.
Das Hoheitsgebiet des Freisinger Fürstbischofs war im Gegensatz zu dem des Salzburger Fürsterzbischofs arg bescheiden: ein schmaler Streifen von 8 km Breite und kaum 30 km Länge isaraufwärts, das Gebiet um Garmisch und ein Fleck Land um Isen. Das Gebiet, über das der Bischof in kirchlichen Sachen gebot, war natürlich größer. Im Südosten reichte es bis zum Inn, im Süden grenzte es an Tirol und die Bistumsgrenze im Westen und im Norden entspricht etwa den heutigen Bistumsgrenzen gegen Augsburg und Regensburg.
Freising war 1200 Jahre lang dem Erzbischof von Salzburg unterstellt und hat nie eine besondere Bedeutung erlangt. Der bemerkenswerteste Bifschof war Otto Markgraf von Österreich, der als angesehenster Geschichtsschreiber seiner Zeit galt. Die Bischöfe des 17. und l8.Jahrhunderts entstammten meist dem bayerisch-herzoglichem Geschlecht. Da das winzige Hoheitsgebiet für eine fürstliche Hofhaltung nicht ausreichte, hatte der Fürstbischof meist noch andere Pfründen inne. Der letzte regierende Fürstbischof war Joseph Konrad von Schroffenberg, der, zugleich Fürstbischof von Regensburg und Fürstpropst von Berchtesgaden, 1803 abdankte und im gleichen Jahr starb. Infolge der Säkularisation blieb der bischöfliche Stuhl Freisings von 1803 bis 1821 unbesetzt.
Nach langwierigen Verhandlungen zwischen Rom und dem Königreich Bayern wurde die kirchliche Neugliederung vorgenommen. Der Freisinger Bischofssitz wurde nach München verlegt und zur erzbischöflichen Würde erhoben, eine Rangerhöhung, die Salzburg schon 1023 Jahre früher erlangt hatte. Dem neuen Erzbistum wurden die Bischöfe von Passau, Augsburg und Regensburg unterstellt.
Von den 11 Erzbischöfen seit 1821 stammen ganze zwei aus Oberbayern. Freiherr von Gebsattel war Franke und regierte bis 1846. Sein Nachfolger Graf Reisach stammte gar aus Westfalen und wurde 1855 - nach Meinungsverschiedenheiten mit dem König - vom Papste als Kardinal nach Horn berufen. Gregor von Scherr, der nächste Erzbischof, stammte aus der Oberpfalz und war vorher Abt von Metten (1855 bis 1877). Ihm folgte Antonius von Steichele, ein Schwabe (1878 bis 1889). Nun bestieg ein Oberbayer den erzbischöflichen Stuhl, der in München geborene Antonius von Thoma, der vorher bereits Bischof von Passau gewesen war. Er regierte von 1889 bis 1898. Nach dem Tode Thomas kam wieder ein Franke nach München, der vormalige Bischof von Würzburg Josef von Stein (1898 bis 1909). Diesem folgte Franziskus von Bettinger, ein Pfälzer, der bis zu seinem plötzlichen Tod am 12.4.1917 Erzbischof war. Er ist der erste Münchner Erzbischof, dem die Würde des Kardinals verliehen wurde. Ihm folgte die ehrfurchtgebietende Gestalt Michael von Faulhaber unsterblichen Andenkens, wiederum ein Franke, der vorher Bischof von Speyer gewesen war. Seit 1921 Kardinal, starb er nach einer langen und bewegten Regierungszeit während der Fronleichnamsprozession am 12. Juni 1952. Sein Nachfolger wurde der Speyer Bischof Josef Wendel, 1953 bereits zum Kardinal ernannt. Dieser erlag nach der Sylvesterpredigt, am 31. Dezember 1960, unerwartet einem Herzversagen. Wiederum ernannte der Papst einen Mann aus Franken zum Erzbischof, den früheren Bischof von Würzburg und Berlin, Julius Döpfner, bei seinem Einzug nach München bereits mit dem Kardinalspurpur bekleidet. Am 24.Juli 1976 starb er unerwartet in der Pförtnerloge seines Palais. Am 26. Mai 1977 legte Josef Ratzinger vor dem bayerischen Ministerpräsidenten seinen Eid auf die Verfassung ab und bereits am 27. Juni setzte der Papst dem gebürtigen Oberbayern das Kardinalsbirett auf.