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Ein preußischer Gessenberger gerät mit den Wonneberger Gemeinderäten in die Haare (2)

(Beilage zum Kirchenanzeiger Nr. 94)

 

Nachdem das Bay. Kriegsministerium das Gesuch um eine einmalige Unterstützung abgeschlagen hatte, richtete der Gessenberger Besitzer folgendes Schreiben an die Wonneberger Gemeinde:
lch kann Haidauer - er schreibt immer Haidauer anstatt Heitauer - nur für leichtere Arbeiten anstellen und ihm dafür lediglich freie Beköstigung gewähren. Am allerersten hat die Gemeinde Wonneberg alle Ursache dazu, sich für Haidauer zu verwenden. Wenn er gar nicht mehr arbeiten kann oder gar stirbt, so hat die Gemeinde die Pflicht, die Familie zu ernähren." Moeltgen schreibt nun von der Pensionsberechtigung, die nie verlangt oder zu beantragen vergessen wurde und fährt in seinem Brief fort: „Ich bitte deshalb die Gemeindeverwaltung höheren Orts bewirken zu wollen, daß Haidauer die seinerzeit versäumte Pension monatlich nachbezahlt oder er durch eine einmalige Entschädigung befriedigt wird. Ich verpflichte mich, ein entsprechendes Gesuch der Gemeindeverwaltung jederzeit warm zu befürworten. Haidauers Bitten sind bisher unbeachtet geblieben. Sollte auch meine Bitte kein Gehör finden, so werde ich unter Bezugnahme auf vorliegendes Schreiben bei der der Gemeindeverwaltung vorgesetzten Behörde vorstellig werden. Moeltgen-Gessenberg, Kgl. preußischer Leutnant a.D. und Schloßgutsbesitzer.

 

Die Überheblichkeit des Gessenbergers und die Arroganz vor allem des letzten Satzes erbosten die Wonneberger Gemeindeväter und sie schreiben an ihn einen Brief mit äußerster Höflichkeit, aber voller Sarkasmus: (25.0ktober 1910)
Eurer Hochwohlgeborenen (E.H.) gehrte Zuschrift veranlaßt die Gemeindeverwaltung Wonneberg, E.H. folgende Feststellung mitzuteilen.“ Im Schreiben bestreitet die Gemeinde vorerst ihre Zuständigkeit für die Obsorge für das in Höllhaslach untergebrachte Enkelkind Heitauers, wofür in seinem Brief Moeltgen auch die Wonneberger verantwortlich machen wollte. Dann fährt der Brief weiter: "Ferner hat Heitauer eine starke Tochter Rosalia, die die Zeit im süßen Nichtstun verbringt, statt dem armen alten Mann zur Seite zu stehen. Dieses Mädchen könnte leicht für seinen Unterhalt selbst sorgen.“  Die Mutter sei nicht den ganzen Tag bettlägerig und die beiden Kinder seien ja bis um 3 und 4 Uhr nachmittags in der Schule. "Schuld an seinem bedauernswertem Zustand ist Heitauer selbst, da er, wie auch E.H. bemerken, in Unkenntnis der bestehenden Bestimmungen es versäumte, Pensionsansprüche zu stellen. Beim Militär gibt es eben keine Unkenntnis" - belehren die Gemeinderäte den preußischen Leutnant - "der Militärpaß Heitauers enthält den Vermerk: "ist über die Stellung von Versorgungsansprüchen belehrt, erhebt solche nicht.

 

Nun wird der Bürgermeister sarkastisch:
Euer Hochwohlgeboren wollen so gütig sein und ein etwaiges Gesuch der Gemeinde höheren Orts befürworten. Gestatten Euer Hochwohlgeboren, daß wir darauf aufmerksam machen, daß das Gesuch nur von einer Behörde, nicht aber von einer Privatperson, wie ja Euer Hochwohlgeboren sind, begutachtet werden kann. Sollten jedoch Euer Hochwohlgeboren glauben, höhere Orts etwas für Heitauer erreichen zu können, so ist die Gemeindeverwaltung Wonneberg jederzeit mit Vergnügen bereit, ein Gesuch Euer Hochwohlgeboren zu befürworten.
Nun weist die Gemeinde den Vorwurf Moeltgens zurück, sie hätte für Heitauer nichts getan. Sie zählt alles auf, was sie in den vergangenen 12 Jahren alles unternommen hatte, um Heitauer zu helfen. Das Schreiben der Gemeinde schließt: "Sollten Euer Hochwohlgeboren durch vorstehende Mitteilung nicht befriedigt sein, so sehen wir einer allenfallsigen Beschwerde mit völliger Ruhe entgegen, da die Gemeinde in der glücklichen Lage ist, alles, besonders die Bemühungen der letzten Jahre genau feststellen zu können."