(Beilage zum Kirchenanzeiger Nr. 31)
Der Ursprung dieser Wallfahrt geht auf die Jahre um 1670 zurück. Der Mühlberger Bauer Adam Laiminger hatte zum bayerischen Marienheiligtum Ettal eine Wallfahrt unternommen. Dort befand sich ein wundertätiges Gnadenbild, geschaffen von Giovanni Pisano rum das Jahr 1340, das im Voralpenland größte Verehrung genoss. Laiminger brachte ein Bild der Ettaler Gnadenmutter mit, nagelte es an ein Brett und befestigte es so an einem Birnbaum. Viele Leute der Umgebung beteten vor diesem Bildchen im Freien.
Als nun der damalige Salzburger Fürsterzbischof und Kardinal Max Gandolf vorbeikam und die gläubig Betenden sah, erlaubte er den Bau einer hölzernen Hütte. Jetzt geschahen Wunder auf Wunder: das Wasser der nahen Quelle heilte Blindheit, krumme Füße und Ausschlag. Nachdem sich aber auch viel Aberglauben breit machte, wurde die Hütte auf Befehl der Salzburger Behörden abgerissen, der Baum gefällt und das Bild entfernt. Auf den heftigen Widerstand des Volkes hin schickt am 6.Dezember 1671 der Laufener Dekan Ciurletta das nun von ihm geweihte Bild zurück nach Waging, worüber allgemeiner Jubel herrschte. Neben dem gefällten Birnbaum wurde nun das Bild in einer steinernen Säule aufgestellt. Innerhalb von 18 Monaten hatten sich im Opferstock 248 Gulden angesammelt, sodass Dekan Johann Julius von Moll die Erlaubnis zum Bau einer Kapelle erteilen konnte. Im Jahre 1750 werden Turm und Emporkirche angebaut und im Jahre 1756 erfolgte die Einweihung der Wallfahrtskirche durch Fürsterzbischof Siegmund Graf von Schrattenbach.
Der Mühlberg wurde zum beliebten und vielbesuchten Wallfahrtsort des Rupertiwinkels und die zahllosen Votivgaben beweisen, in wie vielen Anliegen die Gläubigen Erhörung und Trost suchten und fanden.
1857 wurde zusammen mit dem 1000-jährigen Jubiläum der Pfarrkirche Waging auch das 100-jährige Jubiläum Mühlbergs festlich begangen. Durch die vielen Opfergaben, bei diesem Fest war es möglich, die Kirche vollständig zu renovieren und einen neuen Altar aufzustellen. Der Lenzbauer von Aich hat damals noch neue Kirchenstühle gestiftet.
Der Waginger Pfarrer Josef Mittermaier, der von 1914 bis 1925 die Pfarrei innehatte und an den sich noch manche erinnern werden, lud für das 250-jährige Jubiläum der Wallfahrtskirche (gerechnet von der Aufstellung der hölzernen Hütte) im Jahre 1919 alle Priester ein, die aus dem Rupertiwinkel stammten oder hier einmal gewirkt hatten.
"Der Erfolg war ein nichtgeträumter" schrieb er in einer kleinen Broschüre, die er zu diesem Fest herausgab. Lassen wir ihn selbst berichten: "Was wir in diesen Tagen sahen und hörten, wird lange unser Herz erfreuen. Alle bewundern wieder das herrliche Waginger Gotteshaus in seinem sinnvollen Festschmucke; den ganzen Morgen wurden viele heilige Messen gelesen, welchen eine große Menge andächtig beiwohnte. Als dann um 8 Uhr der feierliche Einzug zum Pontifikalamt war, hatte sich die geräumige Kirche bis zum letzten Plätzchen gefüllt und alle waren in sichtlich feierlicher Stimmung. Und welch erhebender Anblick so vieler Männer! O du schöner Rupertiwinkel, wie glücklich bist du, solche Männerscharen hervorgebracht zu haben! Dann kam das Pontifikalamt zu Ehren des hl. Rupert: die Kirche wird zum Himmelssaale. O, des gewaltigen Schauspiels! Das ist nicht irdisch und nicht natürlich, das ist himmlisch, das ist göttlich! Ein Pontifikalamt ist immer die erhabenste Feier eines Tages." (Weihbischof Klein von Salzburg hat es zelebriert, es war sein erstes wenige Tage nach seiner Bischofsweihe). "An diesem Tage war es in Waging so schön wie im Paradiese.“
Bei der Schilderung der weltlichen Feier gerät Pfarrer Mittermaier gar ins Dichten: "Und drunten im Markte im schmucken Saale - ertönen nun plötzlich mit einem Male - gar fröhliche Weisen. Ich möchte wetten - die Schwarzen, die hören wohl auf zu beten. - Und richtig! Es wurde beim vollen Becher - der betende Bruder zum frohen Zecher.“