(Beilage zum Kirchenanzeiger Nr. 37)
Am 30. September wurde auch der Bischof von Chiemsee, der ja dem Salzburger Erzbischof unterstand, ersucht, in seinen Seelsorgsbezirken Brixen (Nordtirol), Hopfgarten, Westerndorf, Kirchberg eine Sammlung für die Waginger anzuordnen. Am 8. August 1763 wurde befohlen, dass zur Verhütung von Unterschlagung drei Bürger oder andere Personen aus den Pflegerichten "in und außer Gebirg" bestellt würden. Das Sammelergebnis sollte auf alle Abbrandler allgemein lauten, das gesammelte Geld sollte unmittelbar an das Consistorialdirektorium abgeliefert werden und von da an das Pfleggericht Waging zur Verteilung nach Maßgabe der Not.
Die Sammlung im Salzburger Dom, die am 14., 15. und 21. August durchgerührt wurde, erbrachte 1265 Gulden (fl) und 34 Kreuzer (kr). Dieses Geld wurde am 23. August durch den Waginger Ordinari-Gerichtsboten dem Waginger Pfleger zugeschickt, damit er das Geld unter Beiziehung des Pfarrers nach Maßgabe des, Bedürfnisses und der Not verteile. Den richtigen Empfang möge der Pfleger möglichst bald bestätigen.
In den Dekanaten (außerhalb der Domkirche) erbrachte die Sammlung 1053 fl und 39 kr, die am 10. Dezember vom Pfleger empfangen wurden. Am 3. Februar 1764 folgten noch die Sammelergebnisse einiger Pfarreien mit 383 fl. Im Dekanat Teisendorf waren 149 fl, 22 kr und 1 dl (Pfennig) gesammelt worden. Das Dekanat Tittmoning (zusammen mit Palling, Tyrlaching und Kay) erbrachte 59 fl 11 kr. Die Pfarreien, die zum Bistum Chiemsee gehörten, hatten 74 fl 12 kr gesammelt, die Pfarrei Laufen 31 fl 11 kr, das Vikariat Tettenhausen 10 fl 12 kr, die Pfarrei Otting 11 fl 54 kr und die Pfarrei Petting 26 fl 21 kr 2 dl. Die Pfarrei Waging selbst, das sind die Nicht-Betroffenen Marktbürger, die Nirnhartinger, Gadener, Tachinger und Wonneberger lieferten 25 fl 36 kr 2 dl ab. Von allen Pfarreien spendete Teisendorf den höchsten Betrag, nämlich 68 fl und 41 kr.
Der Pfleger von Waging hatte also zusammen mit dem Pfarrer eine Summe von 2702 fl und 13 kr zu verteilen. Es ist natürlich nicht möglich, diese Summe auf die heutige Kaufkraft umzurechnen, Nimmt man zum Vergleich die Viehpreise von 1773 - 10 Jahre nach dem Brand - , ergibt sich eine ansehnliche Summe: eine Kuh kostete damals 25 fl.
Die Abbrandler stellten über die empfangenen Beträge Quittungen aus, so die Ursula Gstöttnerin, "Höbbangerin" (Hebamme): "20 fl empfangen, sage darüber Vergelt‘s Gott." In einer anderen Quittung heißt es: "Ich Anna Griesackerin, "verbidite" (verwitwete) Schmiedin habe mit Dank von ihre hochbürten Herrn Bfahr 20 fl mit Dank empfangen.“ Nach einer Bemerkung zu dieser Quittung ist das ganze Haus (heute Schmuckhaus) mit Werkstatt und Werkzeug abgebrannt. Der todkranke Schmied musste beim Brand aus dem Haus getragen werden und wünschte nichts, als nur noch sein brennendes Haus zu sehen, "hat aber diese Gnad nicht erlangt", sondern starb 14 Tage nach dem Brand. Nach dem Gottesdienst für ihren Mann wurde auch die Schmiedin krank, wie sie aber das Geld empfangen, "springt siee aus dem Bett, legt Feiertagskleider an, um sich beim Pfarrer persönlich für die 20 fl zu bedanken." Der Mesner Georg Maier, der die Wertgegenstände der Kirche in Sicherheit brachte, während sein eigenes Haus brannte, erhält 30 fl, "dieser ist vor Freude also erschrocken und bis ins Maul käßweiß worden, daß er lange nicht, wußte, was er reden sollte, endlichen, da er sich erholt, angefangen zu danken und hinterließ für diese Guttäter eine Messe zu lesen.“ Weiter heißt es in einer Quittung: „Johann Georg Helminger (heute Bablhaus) hat von ihre Hochbirt Herrn Pfahr alhier 25 fl empfangen, tausendmal vergelt‘s Gott. Ließ ein Lob- und Dankamt für seine Guttäter lesen."
Wir wissen nicht genau, welche Häuser abgebrannt sind, mit Sicherheit jedoch - das ergibt sich aus den noch vorhandenen Quittungen - die Gadener Gasse und die Schmiedgasse (heute Salzburger Straße und Wilhelm-Scharnow-Straße).