(Beilage zum Kirchenanzeiger Nr. 65)
In den langen Winterabenden vor allem um Dreikönig wurden früher viele Geistergeschichten erzählt und bei nicht wenigen spielte auch der Leibhaftige die Hauptrolle. Es ist uns eine Geschichte überliefert, die sich in der Nähe der Angerpointmühle zugetragen hat.
Es hat immer schon Leute gegeben, die ohne Gewissensbisse sich dem Bösen verschrieben haben und die gerne mit dem Teufel ins Geschäft kommen und Kapital daraus schlagen wollten, und die dem Saufen mehr zugeneigt waren als der Entsagung. So war es auch bei den Teufelsbeschwörern, die sich in der Nähe der Angerpointmühle trafen, die ein Jahrhundert später vom Waginger Posthalter Murr aufgekauft und abgerissen wurde. Sie war einschichtig gelegen und lag mitten in moorigen Seewiesen. An jenem Heiligen Abend, als dies geschah, waren die Nebel so dicht, dass man die Hand nicht vor den Augen sehen konnte. Es muss zwischen 1810 und 1815 gewesen sein, denn der Waginger Pfarrer Hierl, der in die Geschichte verwickelt ist, ist im Jahre 1815 gestorben.
Da gab es in Waging den Gastwirt Besteiger (heute Seerose), den Taglöhner Wild und den Schmied in der Untergasse. Alle drei waren Saufbrüder und hatten zwei „denke Hände“, die zum Arbeiten halt gar nichts taugten. Das Geld war zu wenig, weil es nur kleinweis hereinkam und literweis durch die Gurgel rann. So hatten sie sich zusammengetan, um den Teufel zu beschwören und von ihm Geld zu erbitten.
Es war die Mettennacht. An der Wegkreuzung zwischen Fisching und der Angerpoint hatten sie sich verabredet und auch getroffen, als es gerade in Waging zur Wandlung geläutet hatte. Es war dies der Ort, wo man die Toten aus den beiden Ortschaften vor ihrem letzten Gang zum Gottesacker kurz abstellte, um der Verstorbenen zu gedenken, die hier vorübergetragen worden waren. Bei diesen uralten Weggabelungen hat es schon immer gegeistert. Hier standen nun die Drei – ein Pfeifen und ein Zischen - und der Leibhaftige stand vor ihnen. Mit einem Grinsen, so wird überliefert, schüttete er einen Sack voll Geld vor ihnen aus, dass es nur so klirrte und klimperte. Die Drei versprachen ihm ihre Seele so leichtfertig, wie es bei derlei Leuten schon immer gewesen ist. Aber, die drei Spitzbuben hatten den Teufel wohl herbeigebracht, aber er blieb auf der Stelle stehen und rührte sich nicht vom Fleck. Da kamen die ersten Kirchgänger von der Christmette. Man bat und flehte, doch den Pfarrer von Waging zu holen. Der kam auch und hatte sogar seinen Koadjutor mitgebracht. Mit ihrer ganzen geistlichen Macht beschworen sie den Teufel. Aber der Teufel warf dem Pfarrer vor, dass er das Brevier dort bete, wo auch der Kaiser zu Fuß hingehe und auch dem Koadjutor hatte er einiges vorzuwerfen. Der Pfarrer rechtfertigte sich mit einem Wort Luthers: „Was vorne rausgeht, ist für Gott, was hinten, für den Teufel“. Der Böse lachte hellauf, ihn konnte das nicht rühren.
Da kam endlich der Kooperator von Taching des Weges – damals war Taching eine Filialkirche Wagings. Er war gerade dabei, dem Pfarrhof in Waging aus die Filialkirche zu besuchen, um dort das Weihnachtsfrühamt zu lesen. Wenn auch der Kooperator – er soll Matthias Walter geheißen haben – als Sonderling bekannt war, stand er doch beim Volke wegen seines untadeligen Lebenswandels im hohen Ansehen. Diesen gottesfürchtigen Mann war der Teufel nicht mehr gewachsen. Fauchend und schnaubend verschwand er unter Gestank von Schwefel und Mist und hatte in seiner Wut ganz vergessen, das Geld mitzunehmen. Die drei Gauner wollten das Geld auch nicht mehr haben und so einigte man sich, das Geld einem guten Zweck zuzuführen. Der Überlieferung nach wurde mit diesen harten Talern das Eisengitter in der Pfarrkirche zu Waging angeschafft, das bis zum Jahre 1896 das Kirchenschiff von dem Platz unter der Empore getrennt hat. Der Schmied in der Untergasse hatte aber seitdem den Spitznamen „Teufelsschmied“.