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Das Pfleggericht Halmberg - Teil 2

(Beilage zum Kirchenanzeiger Nr. 16)

 

Die Pfleggerichte waren in Viertel eingeteilt, so das Pfleggericht Tettelheim in die Viertel Weitgassing, Taching, Otting und Holzhausen. Die Viertel des Gerichts Halmberg waren das Egerdacher, wozu auch Lauter gehörte, das Wonneberger, das Gadener und das Nirnhartinger. Das Personal des Gerichts bestand aus einem Pfleger, der zugleich "Umgelder" (d.i. Einheber der Zolle und Abgaben) und Urbarrichter war, ein Oberschreiber, der auch das Amt des Mauthaufsehers und des Umgeldschreibers versah, dazu ein "Accessist" und ein Gerichtsdiener. Seit 1763 war Pfleger von Tettelheim und Halmberg: Herr Leopold Auer zu Winkl, Gessenberg und Gastag, Freiherr zu Gold und Lampoding, hochfürstlicher Kämmerer. Er war bereits der fünfte Pfleger dieses Geschlechts. Sein Sohn Hieronymus - offensichtlich nach dem Vormann des drei Jahre zuvor zum Erzbischof gewählten Colloredo getauft - ist auf einem Grabstein auf der Südseite der Katharinenkapelle im Salzburger Petersfriedhof verewigt. Die Inschrift lautet: "Hier ruhet Hieromymus Freyherr von Auer zu Winkl, Gessenberg und Gastag, Freyherr von Gold zu Lampoding, Herr und Landmann des Herzogtums Salzburg, Ritter des k.k. österreichischen Leopold-Ordens, pensionierter Präsident des k.k. Stadt- und Landrechts zu Salzburg, vormaliger herzoglicher salzburgischer Kämmerer und Erbausferger, dann städtischer Verordneter des Ritterstandes des Herzogtums Salzburg, geboren zu Waging am 13. Jänner 1773, gestorben zu Salzburg am 26. November 1836. Er war der letzte seines Stammes."

In der Seelsorge waren damals (1780) tätig: in Waging der Pfarrer, 2 Coadjutoren und ein Cooperator, in Otting der Pfarrer, 1 Cooperator, "der auch die Seelsorge im bayerischen Kammer zu versehen hat", und ein Coadjutor, dann in Petting ein Pfarrvikar mit einem Cooperator und 2 Coadjutoren. Es wird noch berichtet, dass die Pfarrei Otting die meisten Seelen im bayerischen Pfleggericht Traunstein hat (Kammer und Freimann).

In Waging, Otting, Taching, Petting und Burgstall waren insgesamt 5 Schullehrer tätig. 1780 gab es in Waging vier Gassen, die Untergasse, die Schmiedgasse, die Haller- und die Zieglauergasse und etwa 100 Häuser. Von Interesse sind auch die Gewerbe, die vor zweihundert Jahren in Waging betrieben wurden: 4 Bierbräuer, 2 Wirte (8 weitere Wirtgerechtigkeiten wurden nicht betrieben), 4 Krämer, 2 Eisenhändler, 2 Färber, 1 Hutmacher, 1 Glaserer, 1 Lederer, 1 Weißgerber, 1 Seilerer, 2 Sattler, 1 Lebzelter, 1 Maurer- und ein Zimmermeister, 1 Hafner, 1 Kürschner, 1 Drechsler, 2 Faßbinder, 1 Tischler, 1 Schlosser, 3 Schuster, 5 Schneider, 3 Hufschmiede, 2 Weber, 1 Hühnerträger (Viktualienhändler), 3 Häubelmacherinnen, 1 Walker, 3 Metzger. Die Metzger waren verpflichtet, von St. Johannis (24. Juni) bis St. Michaeli (29. September) die Rindszungen an das hochfürstliche Pfleggericht abzuliefern.

Der Markt Waging hat in den vergangenen Zeiten viel mitgemacht. 1611 brannte die Kirche mitsamt dem Markt ab, 1629 wütete die Pest, in den Jahren 1743 und 1745 erlitt der Markt durch die durchziehenden bayerischen Truppen (im Österreichischen Erbfolgekrieg) Schäden, die sich nach archivalischen Berechnungen auf 20620 Gulden und 24 Kreuzer beliefen. Am 30. Juli 1763 wurden 48 Häuser des Marktes durch einen Brand, verursacht durch Blitzeinschlag, eingeäschert, und in den Jahren 1765, 1771 und 1772 herrschte eine große Teuerung. In den kurz aufeinander folgenden Jahren 1775, 1780 und 1785 vernichtete Hagelschlag fast die ganze Ernte und in den beiden Jahren 1771 und 1786 wurde der Markt durch Überschwemmungen des Saubaches arg mitgenommen. Hübner zieht aus diesen Unglücksfällen den Schluss: "Man kann sich leicht vorstellen, dass die Bürgerschaft nicht sehr bemittelt und ihre Gemeindekasse mit Schulden belastet und beynahe erschöpft seyn müsse".

Im Jahre 1657 schreibt Merian in seiner Topographie: "Waging, ein feiner Marktfleck im Ertzstifft Saltzburg und vier Meilen von dessen Haupt-Statt am Tahen See gelegen".