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Der Sitz des Pflegegerichts Halmberg-Waging (1)

(Beilage zum Kirchenanzeiger Nr. 28)

 

Amtssitz und Wohnung des Pflegers der Gerichte Waging, Halmberg und Tettelham war der heutige Gasthof zum Schwemmbräu, früher Haus-Nr. 49 in der Lappergasse. Mit Urkunde vom 11. Dezember 1589 hat es Hans Sperl, Färber zu Waging, dem Pangraz Haller verkauft, war ehedem hofurbarischer Besitz, gehörte also dem Salzburger Erzbischof: "Haus und Garten zu Wäging bei der Roßschwemm in der Lappergasse dem Jakob von Auer zu Gessenberg, Pfleger zu Tettelham und Halmberg". Erzbischof Guidobald Graf von Thun hatte im Jahre 1658 der Familie Auer von Gessenberg das Recht verliehen, gegen 2 Gulden "Willengeld“ jährlich Weizenbier im Haus herzustellen. Später wurde dieses Recht wieder aufgehoben. Um 1670 dachte man daran, das Pfleggericht von Tettelham, wo auch die Geschäfte des Pfleggerichts Halmberg erledigt wurden, nach Waging zu verlegen. 1681 wurde der hochfürstliche Hauptmann Kößler von Tittmoning beauftragt, einen passenden Platz oder ein passendes Haus für das künftige Pfleggericht zu suchen. 1683 wurde dafür das Schwemmhaus ausersehen und für 1000 Gulden der Familie Auer abgekauft, dazu noch das kleine Schneiderhäusl - wahrscheinlich westlich von der Schwemm - für 150 Gulden. Dieses Schneiderhäusl war als "Bach- und Selchhaus" gedacht, war 16 Schuh hoch und maß 104 Schuh im Umfang. Der Umbau der Schwemm zum Pfleggericht scheint bald nach Ankauf vorgenommen worden zu sein, denn bis zum 6. Januar 1685 waren bereits 3462 Gulden und 37 Kreuzer für den Bau aufgewendet worden. Im Haus wurde eigens ein Zimmer für den Landesfürsten, den Salzburger Erzbischof, eingerichtet (wahrscheinlich an der Ostseite gelegen). Wenn der Landesfürst nach Waging kam, nächtigte er ja nicht im Pfarrhof, sondern im Hause seines Pflegers.

 

Eine Zeitlang hatte man das Buchbinderanwesen (Ostermann) dann wieder das Haus beim Jungwirt (Untergasse) als Sitz des Pfleggerichts ausersehen.

 

Im Pfleggerichtsgebäude war eine Rüstkammer eingerichtet, von der für das Jahr 1740 eine Bestandsaufnahme vorliegt. Darnach waren damals an Waffen vorhanden:

  • 198 Musketen (Handfeuerwaffen von großem Kaliber, die mit Luntenschloß versehen waren und von denen eine etwa 15 Pfund wog),
  • 11 Flinten,
  • 4 große Musketen mit Radschlössern, "welche im Schloß Tettelham gewesen sind",
  • 12 Sprüngstecken, "davon einer der Holzstecken abgebrochen",
  • 151 Pantelitz (Pulver, bei dem die Zellulose aus Haferstroh hergestellt ist),
  • 49 Patronentaschen,
  • 6 Patronentaschen "sehr schlecht",
  • 47 Säbel, "darunter ainer bey der mit abgebrochen“;
  • 24 Dockenlunten,
  • 74 Pechkränz,
  • 2 Trommelspiel "samt Rimb und Schlägl",
  • 2 Gabeln zum Auflegen der Musketen und
  • 2 gläserne Laternen samt Holzrahmen.

 

Nach einer Inventur 24 Jahre später waren unter anderem vorhanden:

  • 14 Flinten,
  • 3 große Musketen mit Radschlössern,
  • 10 kurze Gewehre oder Hellebarden,
  • 1 Lanze,
  • 22 Patronentaschen,
  • 2 Gabeln zum Auflegen der Musketen,
  • 116 Kugelzieher,
  • 12 "Pischl" Lunten u.a.m.

 

Waging war keine Grenzfestung gegen Bayern, wie es Tettelham gewesen war, aber immerhin der erste größere Ort im Salzburgischen, wenn man von Altenmarkt her kam. Bei diesem "Waffenarsenal", wie es im Pfleggericht Waging vorhanden war, war an ernsthaften Widerstand sowieso nicht zu denken. So zieht im Jahre 1712 ungehindert bayerische Truppen durch Waging, ebenso 30 Jahre später im Österreichischen Erbfolgekrieg.