(Beilage zum Kirchenanzeiger Nr. 61)
Wenn wir heute lesen, was Lentner, der 1850 im Auftrag König Max II den Rupertiwinkel mit seinen Bewohnern beschrieb, über die damalige Tracht zu berichten weiß, sehen wir, dass die Tracht, die wir heute tragen, mit der unserer Vorfahren nichts zu tun hat. Lentner konnte noch in Erfahrung bringen, dass um die Zeit um 1810 die Männer in „Kamisolen“ (d.i. Wams oder Unterjacke) von schwarzer Halbwolle oder in Röcken von Loden gingen. Dazu kamen Kurzhosen von Loden und schwarzem Zwilch, blaue leinene Strümpfe, weißbaumwollene für Sonntage und Bundschuhe. Das Hemd hatte keinen Kragen, dafür schlang sich um den Hals der Flor (Seidengewebe). Die Weste mit einer Reihe Knöpfe war von Scharlach oder schwarzem Manchester, darüber kamen eine grüne oder braune, gelbgerandete Halfter (Hosenträger) und eine Handbreite Leibbinde. Der breite Hud mit niederem Gupf war mit Borte und Schnalle umzogen, Bänder hielten den Rand an der Seite in die Höhe. Die jungen Burschen trugen „zur Gala“ rotwollene Kamisole, aber keine Weste, und gelbe grünbebänderte, später grüne Hüte, die als Patengeschenk gegeben wurden. Erst 1800 kamen Stiefel und Mantel in Gebrauch, ebenso etwa ab 1820 die Regenschirme.
Die Frauen trugen damals das Oberhäubchen oder die weiße Wollmütze mit der Stockhaube darüber, die Mädchendieselben grünen Hüte wie die Burschen. Zu Mieder und Brustfleck kam der Flor, dann der schwarze oder rotwollene Kittel; der schwarze hatte gelben oder grünen, der rote blauen, grünen oder violetten Besatz in Handbreite. Die Schürze war von blauem Leinenstoff. Als Überkleid trug man „Röckel“ von braunem oder schwarzem Tuch mit langem Schößchen, über der Brust geschlossen, die kurzen Ärmel mit einem Umschlag am Ellbogen und als Verzierung einen grünen, roten oder blauen Vorstoß. Den Vorderarm bedeckten Samthandschuhe, die mit Pelz verbrämt waren. Die alten großen „Klagtücher ums Gesicht, also Schleier, waren 40 Jahre später, also 1850 noch üblich.
In 40 Jahren hatte sich die Tracht wesentlich verändert. 1850 trugen die Männer kurze Lederhosen mit Schuhen und Strümpfen, die jüngeren lange und blankgewichste Wadenstiefel, an Sonntagen den langen Tuchrock oder einen schwarzen Mantel. Der Hut mit niedrigen Gupf und schmalen Rand hat zur Zierde eine schwarze Seidenschnur mit großer guter Goldquaste „oft mit 9 – 12 Gulden bezahlt“.
„Die Weiber haben an den höchsten Feiertage Pelzhauben oder auch noch Hüte. Sonst ist durchwegs das Kopftuch üblich, besonders bei Mädchen, die dafür schwere schwarzseidene Tücher wählen,. Die Koketten darunter bedecken mit denselben zum größeren Teil nur den halben Kopf. Mider und Korsett hat den gefälligen Schnitt mit langer Taille und nach oben rundgeschnittenen Brustteil. Die Röcke und Schürzen sind ziemlich kurz, häufig sieht man zu weißen Strümpfen die bildsamen Schnürstiefel.“
„Die Bräute erscheinen noch in dunkler Kleidung, der frühere aus Samt genähte Brautgürtel ist bereits außer Übung gekommen (außer in der Waginger Gegend). Als Jungfernschmuck ist statt des Kränzleins und der Krone das sogenannte Börtel üblich, es besteht in einer etwas gesteiften, einen guten Zoll breiten Borte von Silberstoff, auf welcher sich neben mancherlei Verzierung von Silberdraht, Perlen etc. 5 Schmuckringe mit Glassteinen befinden. Rings am Rande ist dieser Streifen mit einer Silberspitze besetzt. Dieser Bortenring wird um das Haarnest des Hinterkopfes gewunden und mit einer Hafte geschlossen. Das Vorderhaar ist nach hinten gestrichen und so bildet das Ganze, besonders für jüngere Gesichter, einen äußerst gefälligen Kopfputz. Auch die Weißprangerinnen, die Jungfrauen bei kirchlichen Festen, tragen diesen Schmuck und dazu weiße Unterjacken, Schürzen und Röcke.“
Während die älteren Frauen damals noch Flor mit Silberschließe trugen, bürgerte sich bei den Mädchen schon die Halskette ein. Die ältere Generation wählte noch dunkle Wollstoffe, die jüngere halb- oder ganzseidene Stoffe von lichterer Farbe.