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Der Rupertiwinkel - Teil 3

(Beilage zum Kirchenanzeiger Nr. 14)

 

Im Jahr 1818 wurden aus den ehemaligen Pflegegerichten die heutigen Gemeinden gebildet. Die Mindestgröße für eine Gemeinde war auf 250 Seelen festgesetzt, die Höchstgrenze betrug 1000 Einwohner. So entstanden aus dem ehemaligen Pfleggericht Halmberg mit dem Urbaramt Waging die Gemeinden Waging, Wonneberg, Nirnharting und Gaden.

Der damalige Innenminister Montgelas, der 1818 durch seine Gemeindereform das moderne Bayern schuf, ging bei der Grenzziehung der neu geschaffenen Gemeinden behutsam vor und berücksichtigt dabei die geschichtlichen Zusammenhänge und die Wünsche der Bevölkerung. Das ist anerkennungswert, da Bayern damals noch ein absolutistisch regierter Obrigkeitsstaat war und allein schon das Wort „Demokratie“ als Aufruf zu Revolution der Untertanen galt. Bei der Gebietsreform, die viele von uns erlebt haben und somit in einer Zeit stattfand, in der angeblich das Volk Träger der Souveränität ist, konnten sich die Wünsche der Bevölkerung gegen die Walze der allmächtigen Bürokratie nicht durchsetzen. Trotz der feierlichen Versicherung, bei der Gebietsreform geschichtliche Gegebenheiten und traditionelle Eigenheiten zu berücksichtigen, wurde unser Rupertiwinkel, der ja innerhalb des bayerischen Staatsgebildes eine eigene Geschichte hat, von einem Minister aus Schwaben, dem altbayerische Verhältnisse offensichtlich fremd waren, in zwei Teile zerrissen. Für die Heimatpflege des nördlichen Teils des Rupertiwinkels ist nun Traunstein zuständig, mit dem uns seit 1275 die Geschichte nicht mehr verbindet, für den südlichen Teil Berchtesgaden, mit dem der Rupertiwinkel in den vergangenen 700 Jahren ebenfalls nichts zu tun hatte.

Seit vielen Jahrzehnten besteht ein „Historischer Verein Rupertiwinkel“, in dem begeisterte Mitarbeiter auf beiden Seiten der Salzach die reiche und lange Geschichte unserer engeren Heimat erforschen und zu neuem Leben bringen.

Wenn wir vom Rupertiwinkel reden, müssen wir auch des Mannes gedenken, dem unsere Heimat diesen Namen verdankt, des heiligen Rupert. Rupert oder auch Hrodbert, Rudbertus, Rupprecht, war ein Spross aus vornehmer rheinisch-pfälzischer Familie und kam im Jahre 696 nach Regensburg. Er fand mit seiner christlichen Glaubenslehre beim damaligen bayerischen Herzog offene Ohren, und es wird berichtet, dass Rupert den Herzog, der schon getauft gewesen sein soll, zum „wahren katholischen Glauben“ bekehrt hat. Bei den bayerischen, immer noch heidnischen Untertanen hatte der Missionar wenig Erfolg, sie wollten sich nicht dem christlichen Glauben beugen. Der Geschichtsschreiber Aventin berichtet um 1500: „der bairisch adel und die lantschaft (=Bewohner) die schrien nider sant Rupprecht, sagten, sie wölten nit, möchten auch nit abtrünnig werden von irem altem glauben, der christlich glaub wär neu und widerwärtig mänlichen leuten und kriegern“.
 
Man kann es Sankt Rupert nicht verdenken, wenn er unter diesen Umständen Regensburg verließ und sich eine Gegend suchte, wo er bessere Aufnahme fand. So kam er zunächst nach Seekirchen und dann nach Salzburg, wo er mit herzoglicher Zustimmung auf den Trümmern der alten Stadt Juvavum seine Residenz aufschlug und das Kloster Sankt Peter gründete. Hier konnte er sich wohl fühlen und unbehelligt seine Missionsarbeit aufnehmen. Er erhielt vom Herzog die Burg, alles Land im Umkreis von 2 Meilen, Anteil an den Reichenhaller Salzbergwerken und Sudpfannen, den Zehnten des Zolls und 80 Höfe mit Zinspflichtigen. Später kaufte er noch für 1000 Gold- und Silberschillinge einen Ort mit 30 Leibeigenen. Bald berief er seine Nichte Ehrentraut nach Salzburg, die das Kloster Nonnberg begründete. Er brachte unseren Vorfahren, die damals noch zum großen Teil heidnisch waren, zum christlichen Glauben.

Am Ostersonntag des Jahres 723 – es war der 27. März, starb er bei der Feier des Gottesdienstes und liegt in St. Peter begraben, wo heute noch sein Felsengrab verehrt wird.