(Beilage zum Kirchenanzeiger Nr. 18)
Betritt man die Kirche durch den Südeingang – wir sagen "Boachtoin" (das Wort kommt von "Portal"), und wendet man den Blick nach links oben, so lesen wir die Jahreszahl 1496, wobei der Vierer als halber Achter geschrieben ist. Die gleiche Jahreszahl ist beim Aufgang zur Empore zu sehen.
Als die Kirche erbaut wurde, durfte die Kunde von der Entdeckung Amerikas (1492) noch nicht zu uns gedrungen sein. In Rom herrschte damals der unrühmliche Papst Alexander VI, und in Salzburg der gewalttätige Fürsterzbischof Leonhard von Keutschach, der wohl den Anstoß dazu gegeben hatte, an der Nordgrenze seines Fürstentums gegen Bayern eine seinem Namenspatron geweihte Kirche von beeindruckender Größe zu errichten. Die Empore, die auch das Wappen des Erzbischofs - eine Rübe - zeigt, ist mit Mustern bemalt, die aus der Bebauungszeit der Kirche stammen. Mit gutem Recht haben wir Wonneberger die Rübe - es ist eine gewöhnliche Feldrübe und kein Radi - in unser Gemeindewappen aufgenommen.
Blickt man vom Eingang gerade empor, sehen wir das große Gemälde des hl. Christophorus, wie er auf seiner Schulter das Jesuskind über den Fluss trägt. Wir alle kennen die Geschichte dieses Heiligen, dessen Namen (aus dem Griechischen) "Christusträger" heißt. Gemälde dieses, Heiligen sind zumeist gegenüb
er dem Kircheneingang oder auch außen über dem Eingang angebracht, weil man die Zuversicht hatte, man würde nicht eines unversehenen Todes sterben, wenn man beim Betreten der Kirche am Morgen an St. Christoph ein Stoßgebet richtet. Beim Betrachten des Bildes ist erwähnenswert, dass in den Fluten eine kleine nackte Wassernixe zu erkennen ist, wie es in der Entstehungszeit des Bildes um das Jahr 1500 üblich ist, wo sich manche Reste aus der heidnischen Zeit in das Christentum herübergerettet haben.
An den Wänden der Kirche sind 12 Kreuze mit Kerzenleuchtern angebracht, die "Apostelkreuze". Es sind
dies die zwölf Stellen, die der Bischof bei der Weihe der Kirche mit heiligem Öl gesalbt hat. Deshalb werden beim Kirchweihfest an diesen zwölf Stellen Lichter entzündet, um an den Tag der Kirchweihe zu erinnern. In jeder Kirche, in der regelmäßig Gottesdienste abgehalten werden, müssen Kreuzwegtafeln angebracht sein, in denen die 14 Leidensstationen Christi vom Palast des Pilatus bis zum Grab des Joseph von Arimathea nahe Golgatha, dargestellt sind.
Der linke Seitenaltar ist dem heiligen Ägidius geweiht, der möglicherweise unser erster Kirchenpatron war und der meist mit einer Hirschkuh abgebildet wird. Unser früheres Kirchweihfest war immer am 1. Sonntag im September, weil das Ägidiusfest am 1.September begangen wird. Ägidius ist um das Jahr 640 in Griechenland geboren und verbrachte den größten Teil seines Lebens in Frankreich, wo er, ähnlich dem hl. Leonhard ein Kloster gründete und als Einsiedler lebte. Um ein von ihm gegründetes Kloster entstand die Stadt St. Gilles (der französische Name für Ägid). St. Gilgen im Salzkammergut ist nach ihm benannt und der Kirchenpatron von Leogang ist neben dem hl. Leonhard auch Ägidius. Er starb am 1. September 720.
Das Gemälde auf dem rechten Seitenaltar stellt uns den hl. Apostel und Evangelisten Johannes vor, wie er auf der kleinen Insel Patmos, auf die er unter Kaiser Domitian in den Jahren 81 bis 96 verbannt war, die Geheime Offenbarung, auch Apokalypse genannt, schreibt. Das Bild zeigt wohl die Szene, die Johannes im 1. Kapitel, Vers 10 seines Buches beschreibt: "Ich wurde verzückt am Tag des Herrn - es ist dies die erste Erwähnung des Sonntags - und hörte hinter mir eine mächtige Stimme, wie wenn eine Posaune ertönt: schreib, was du siehst, in ein Buch und sende es an die sieben Gemeinden nach Ephesus, Smyrna und nach Pergamon und Thyatira und nach Sardes und Philadelphia und nach-Laodicea".
Wir betreten nun das Presbyterium. Es ist dies der Teil der Kirche, der dem Priester (Presbyter heißt "Priester") zur Feier der heiligen Geheimnisse vorbehalten ist.