(Beilage zum Kirchenanzeiger Nr. 21)
Um die Jahrhundertwende wurden viele Altäre im neugotischen Stil errichtet und man hatte dabei nicht immer eine glückliche Hand. Unser Hochaltar hingegen kann, selbst wenn man von den kostbaren Gemälden, die nun nahezu 500 Jahre alt sind, absieht, als Kunstwerk der neugotischen Epoche angesprochen werden.
Betrachten wir zunächst den Altartisch (Predella). Die Frontseite zeigt 5 Reliefbilder, die, wie der Altar selbst, aus dem Jahre 1895 stammen, und die die alttestamentlichen Vorbilder des Opfers Christi im Neuen Bunde darstellen.Das erste Bild links zeigt das Opfer Abels, das Gott gnädig annimmt. Im 1.Buch Mosis Kapitel 4 Vers 4 lesen wir: "Abel opferte von den Erstlingen seiner Herde und zwar von ihren Fettstücken. Und der Herr achtete auf Abel und sein Opfer, aber auf Kain und sein Opfer achtete er nicht". Der Apostel Paulus erläutert in seinem Hebräerbrief (11,4) das Opfer Abels: "Durch Glauben brachte Abel Gott ein besseres Opfer dar als Kain, wodurch er als Gerechter bezeugt wurde."
Vom zweiten Bild erzählt uns die Bibel im Alten Testament (1. Buch Mosis 14, 18 - 20): "Und Melchisedech, den König von Salem, brachte Brot und Wein herbei, er war ein Priester des höchsten Gottes. Und er segnete Abraham und sprach: Gesegnet seist du vom höchsten Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat." In Psalm 109 weist David auf den kommenden Messias hin mit den Worten: "Geschworen hat der Herr und nie wird es ihn gereuen; auf ewig sollst du Priester sein, nach der Ordnung des Melchisedech.“ Und Paulus weist in seinem Brief an die Hebräer (5,10) darauf hin, dass Christus Priester nach der Ordnung des Melchisedech ist.
In der Mitte des Altartisches sehen wir den Hohenpriester, der im Allerheiligsten des Tempels, das nur er betreten durfte, im Angesicht der Bundeslade und des siebenarmigen Leuchters ein unblutiges Opfer darbringt. Der Schnitzer hat die Gewandung des Hohenpriesters, wie sie im 2. Buch Mosis (Kap. 28) genau vorgeschrieben ist, getreulich gefertigt: In der linken Hand trägt er ein Gefäß, denn es war Vorschrift, dass der Raum mit Wein besprengt werden musste. Der Hohenpriester trägt das Hüftkleid, den Leibrock, den vierfarbenen Gürtel, das Oberkleid aus Purpur mit goldenen Glöcklein, Schulterkleid, Brustschild mit 12 Edelsteinen, auf denen die Namen der zwölf Stämme Israels eingraviert sind und die Kopfbedeckung mit der Aufschrift „Heilig dem Herrn“.
Die nächste Szene ist uns allen aus dem Religionsunterricht wohl vertraut. Es ist die ergreifende Erzählung vom Gehorsam Abrahams, die uns die Heilige Schrift im 1. Buch Mosis (22, 1-19) überliefert. "Gott sprach: Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du so lieb hast, den Isaak, begib dich in die Gegend von Moria und bringe ihn dort als Brandopfer dar." Wir wissen, dass es dazu nicht gekommen ist, denn: "der Engel des Herrn rief vom Himmel: Strecke deine Hand nicht aus gegen den Knaben und tue ihm nichts zu leide, denn jetzt weiß ich, dass du gottesfürchtig bist."
Das letzte an unserem Altartisch abgebildete Vorbild des Opfers Christi sehen wir rechts außen. Im 18. Kapitel des Dritten Buches der Könige wird geschildert, wie es dreieinhalb Jahre nicht mehr geregnet hatte. Der Prophet Elias auf der einen Seite, sowie 450 Priester des Götzen Baal und 400 Priester der Göttin Astarte schieben sich gegenseitig die Schuld an der Dürre zu. Elias errichtete einen Altar, ebenso die Götzenpriester. "Und es fiel Feuer vom Himmel und verzehrte das Opfer des Elias, denn Gott hatte sein Opfer gnädig angenommen. Und siehe, ein Wölklein stieg vom Meere auf, der Himmel verdüsterte sich, es wehte der Wind und ein starker Regen fiel." Weiter wird berichtet: "Elias sprach zum Volk: Ergreifet die Priester des Baal, keiner von ihnen darf entkommen. Und sie ergriffen sie und Elias führte sie an den Bach Cison hinab und schlachtete sie dort".