Gottesdienste in St. Leonhard - Teil 2
(Beilage zum Kirchenanzeiger Nr. 79)
Im Protestschreiben der Tenglinger und Tachinger gegen die Einführung von Sonntagsgottesdiensten in Burg und in Wonneberg im Jahre 1698 heißt es weiter: Die Schuld trägt schließlich der Pfarrer von Waging selber, weil er durch den Umbau die Waginger Kirche zu sehr verkleinert habe. Zur Ersparung der Unkosten habe der Pfarrer damals „uns Pauern zur Verrichtung etlicher hundert Stainfuhren animieren (= auffordern) lassen und versprechen lassen, daß solches der heilige Martinus uns wiederum reichlich vergelten werde.“ Das wäre nun ein schlechter Dank, auch würde mit der vorgeschlagenen Regelung niemand geholfen werden.
Auch der Tenglinger Richter wurde in der Angelegenheit vorstellig und äußerte, dass der Turm der Tenglinger Kirche erst im vorhergehenden Jahr abgetragen wurde und für dessen Erbauung man 500 bis 600 Gulden benötigte, die durch die sonntäglichen Sammlungen eingebracht werden müssten. Mit der Verlegung der Sonntagsgottesdienste würde diese Einnahmequelle wegfallen und der Turmbau nicht in absehbarer Zeit ermöglicht werden. Dagegen könnte aus dem Vermögen der Gotteshäuser St. Leonhard am Wonneberg und Burg, das zusammen 30.000 Gulden beträgt, ein weiterer Priester bezahlt werden, zumal in Ermangelung einer Frühmesse in Waging jeden Sonntag mehr als hundert Personen keinem Gottesdienst beiwohnen können.
Pfarrer Keine nahm in einem weiteren Dankschreiben zu den Äußerungen ausführlich Stellung. Tengling – so schreibt er – habe gar keinen Taufstein, sondern es werde nur eine Flasche Weihwasser jährlich dorthin gebracht, auch werde selten dort Messe gelesen. Übrigens habe sich Tengling keineswegs zu beschweren, da es nur „ein Viertelstündchen“ von Burg entfernt sei. Auch das Vermögen der Kirchen von Burg und St. Leonhard sei geschmälert worden durch die Übertragung von 6.000 Gulden Kapital – 5.000 von St. Leonhard, 1.000 von Burg – zu den Patres (Augustiner-Eremiter) nach Hallein und Tittmoning, also durchaus nicht so groß, wie der Tenglinger Richter meine.
Das Tauziehen um Sonntagsgottesdienste in Burg und Wonneberg ging weiter. In einer Denkschrift vom 21. Januar 1700 schlug der Dekan von Laufen abermals vor, dass alle 14 Tage in Burg und Wonneberg, die übrigen Feiertage aber in Taching und Tengling Gottesdienst gefeiert werden soll.
100 Jahre lang geschah nichts, die Wonneberger und die Tenglinger scheinen sich mit den Gegebenheiten abgefunden zu haben. Nun, am 12. März 1800 richten verschiedene Bauern aus dem Egerdacher und dem Wonneberger Viertel des Waginger Gerichts an das Konsistorium in Salzburg die Bitte, dass „khünftig an allen gebothenen Sonn- und Feyertagen, den einzigen Monatssonntag, an dem sie in die Pfarrkirche nach Waging gehen wollen, zwei Feiertage nacheinander in Egerdach, den dritten Feyertag aber in St. Leonhard vormittägiger Gottesdienst gehalten und zu diesem Ziel bey der Pfarrei Waging ein Hilfspriester mehr angestellt werden möchte.“
Der damalige Pfarrer von Waging, Simon Winkler, stellte, um sein Gutachten befragt, sich zu dem Gesuche ablehnend: Egerdach sei an der Grenzscheide der Pfarrei Waging und Otting, im übrigen handelt es sich nur um drei kleine Bauernlehen. Den Kapellern und Zellern, die den weitesten Weg nach Waging haben, ist durch einen Gottesdienst in Egerdach auch nicht geholfen. Die Kapeller haben nach Surberg nur eine halbe Stunde, die Zeller haben nach Egerdach fast eben so weit wie nach Waging (Hier irrte sich der Pfarrer). Und die Zellergehen doch lieber, so vermutete der Pfarrer, lieber nach Waging, als in eine so weit entlegene Nebenkirche , wo kein Kramer und auch sonst nichts zu haben ist. Übrigens wäre es für einen Priester in der Winterzeit oft ganz unmöglich, wegen des Schneegestöbers nach Egerdach zu kommen. Der Pfarrer ging auch auf die Vorschläge der Bauern ein und suchte sie zu entkräften. Offensichtlich wollte er einfach keine Sonntagsgottesdienste in Egerdach und St. Leonhard.
Das erste Bild links zeigt das Opfer Abels, das Gott gnädig annimmt. Im 1.Buch Mosis Kapitel 4 Vers 4 lesen wir: "Abel opferte von den Erstlingen seiner Herde und zwar von ihren Fettstücken. Und der Herr achtete auf Abel und sein Opfer, aber auf Kain und sein Opfer achtete er nicht". Der Apostel Paulus erläutert in seinem Hebräerbrief (11,4) das Opfer Abels: "Durch Glauben brachte Abel Gott ein besseres Opfer dar als Kain, wodurch er als Gerechter bezeugt wurde."
"Und Melchisedech, den König von Salem, brachte Brot und Wein herbei, er war ein Priester des höchsten Gottes. Und er segnete Abraham und sprach: Gesegnet seist du vom höchsten Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat." In Psalm 109 weist David auf den kommenden Messias hin mit den Worten: "Geschworen hat der Herr und nie wird es ihn gereuen; auf ewig sollst du Priester sein, nach der Ordnung des Melchisedech.“ Und Paulus weist in seinem Brief an die Hebräer (5,10) darauf hin, dass Christus Priester nach der Ordnung des Melchisedech ist.
In der Mitte des Altartisches sehen wir den Hohenpriester, der im Allerheiligsten des Tempels, das nur er betreten durfte, im Angesicht der Bundeslade und des siebenarmigen Leuchters ein unblutiges Opfer darbringt. Der Schnitzer hat die Gewandung des Hohenpriesters, wie sie im 2. Buch Mosis (Kap. 28) genau vorgeschrieben ist, getreulich gefertigt: In der linken Hand trägt er ein Gefäß, denn es war Vorschrift, dass der Raum mit Wein besprengt werden musste. Der Hohenpriester trägt das Hüftkleid, den Leibrock, den vierfarbenen Gürtel, das Oberkleid aus Purpur mit goldenen Glöcklein, Schulterkleid, Brustschild mit 12 Edelsteinen, auf denen die Namen der zwölf Stämme Israels eingraviert sind und die Kopfbedeckung mit der Aufschrift „Heilig dem Herrn“.
Es ist die ergreifende Erzählung vom Gehorsam Abrahams, die uns die Heilige Schrift im 1. Buch Mosis (22, 1-19) überliefert. "Gott sprach: Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du so lieb hast, den Isaak, begib dich in die Gegend von Moria und bringe ihn dort als Brandopfer dar." Wir wissen, dass es dazu nicht gekommen ist, denn: "der Engel des Herrn rief vom Himmel: Strecke deine Hand nicht aus gegen den Knaben und tue ihm nichts zu leide, denn jetzt weiß ich, dass du gottesfürchtig bist."
Das letzte an unserem Altartisch abgebildete Vorbild des Opfers Christi sehen wir rechts außen. Im 18. Kapitel des Dritten Buches der Könige wird geschildert, wie es dreieinhalb Jahre nicht mehr geregnet hatte. Der Prophet Elias auf der einen Seite, sowie 450 Priester des Götzen Baal und 400 Priester der Göttin Astarte schieben sich gegenseitig die Schuld an der Dürre zu. Elias errichtete einen Altar, ebenso die Götzenpriester. "Und es fiel Feuer vom Himmel und verzehrte das Opfer des Elias, denn Gott hatte sein Opfer gnädig angenommen. Und siehe, ein Wölklein stieg vom Meere auf, der Himmel verdüsterte sich, es wehte der Wind und ein starker Regen fiel." Weiter wird berichtet: "Elias sprach zum Volk: Ergreifet die Priester des Baal, keiner von ihnen darf entkommen. Und sie ergriffen sie und Elias führte sie an den Bach Cison hinab und schlachtete sie dort".
den Blick nach links oben, so lesen wir die Jahreszahl 1496, wobei der Vierer als halber Achter geschrieben ist. Die gleiche Jahreszahl ist beim Aufgang zur Empore zu sehen.
Als die Kirche erbaut wurde, durfte die Kunde von der Entdeckung Amerikas (1492) noch nicht zu uns gedrungen sein. In Rom herrschte damals der unrühmliche Papst Alexander VI, und in Salzburg der gewalttätige Fürsterzbischof Leonhard von Keutschach, der wohl den Anstoß dazu gegeben hatte, an der Nordgrenze seines Fürstentums gegen Bayern eine seinem Namenspatron geweihte Kirche von beeindruckender Größe zu errichten. Die Empore, die auch das Wappen des Erzbischofs - eine Rübe - zeigt, ist mit Mustern bemalt, die aus der Bebauungszeit der Kirche stammen. Mit gutem Recht haben wir Wonneberger die Rübe - es ist eine gewöhnliche Feldrübe und kein Radi - in unser Gemeindewappen aufgenommen.
Blickt man vom Eingang gerade empor, sehen wir das große Gemälde des hl. Christophorus, wie er auf seiner Schulter das Jesuskind über den Fluss trägt. Wir alle kennen die Geschichte dieses Heiligen, dessen Namen (aus dem Griechischen) "Christusträger" heißt. Gemälde dieses, Heiligen sind zumeist gegenüb
er dem Kircheneingang oder auch außen über dem Eingang angebracht, weil man die Zuversicht hatte, man würde nicht eines unversehenen Todes sterben, wenn man beim Betreten der Kirche am Morgen an St. Christoph ein Stoßgebet richtet. Beim Betrachten des Bildes ist erwähnenswert, dass in den Fluten eine kleine nackte Wassernixe zu erkennen ist, wie es in der Entstehungszeit des Bildes um das Jahr 1500 üblich ist, wo sich manche Reste aus der heidnischen Zeit in das Christentum herübergerettet haben.
An den Wänden der Kirche sind 12 Kreuze mit Kerzenleuchtern angebracht, die "Apostelkreuze". Es sind
dies die zwölf Stellen, die der Bischof bei der Weihe der Kirche mit heiligem Öl gesalbt hat. Deshalb werden beim Kirchweihfest an diesen zwölf Stellen Lichter entzündet, um an den Tag der Kirchweihe zu erinnern. In jeder Kirche, in der regelmäßig Gottesdienste abgehalten werden, müssen Kreuzwegtafeln angebracht sein, in denen die 14 Leidensstationen Christi vom Palast des Pilatus bis zum Grab des Joseph von Arimathea nahe Golgatha, dargestellt sind.
Der linke Seitenaltar ist dem heiligen Ägidius geweiht, der möglicherweise unser erster Kirchenpatron war und der meist mit einer Hirschkuh abgebildet wird. Unser früheres Kirchweihfest war immer am 1. Sonntag im September, weil das Ägidiusfest am 1.September begangen wird. Ägidius ist um das Jahr 640 in Griechenland geboren und verbrachte den größten Teil seines Lebens in Frankreich, wo er, ähnlich dem hl. Leonhard ein Kloster gründete und als Einsiedler lebte. Um ein von ihm gegründetes Kloster entstand die Stadt St. Gilles (der französische Name für Ägid). St. Gilgen im Salzkammergut ist nach ihm benannt und der Kirchenpatron von Leogang ist neben dem hl. Leonhard auch Ägidius. Er starb am 1. September 720.
nes vor, wie er auf der kleinen Insel Patmos, auf die er unter Kaiser Domitian in den Jahren 81 bis 96 verbannt war, die Geheime Offenbarung, auch Apokalypse genannt, schreibt. Das Bild zeigt wohl die Szene, die Johannes im 1. Kapitel, Vers 10 seines Buches beschreibt: "Ich wurde verzückt am Tag des Herrn - es ist dies die erste Erwähnung des Sonntags - und hörte hinter mir eine mächtige Stimme, wie wenn eine Posaune ertönt: schreib, was du siehst, in ein Buch und sende es an die sieben Gemeinden nach Ephesus, Smyrna und nach Pergamon und Thyatira und nach Sardes und Philadelphia und nach-Laodicea".
erliefert hat und worin es heißt: "Die Juden murrten gegen Moses (in der Wüste) und sagten: wären wir doch durch die Hand des Herrn im Lande Ägypten gestorben, als wir bei den Fleischtöpfen saßen und uns satt essen konnten an Brot." "Der Herr sprach zu Moses: Ich will euch Brot vom Himmel regnen lassen. Und so geschah es. Als am Morgen die Tauschicht aufgestiegen war, da lag auf dem Boden der Wüste etwas Feines, Körniges, ähnlich dem Reife auf der Erde. Moses sprach: das ist das Brot (Manna), das euch der Herr zu essen gibt."
Ist das rechte Bild mit dem Manna in der Wüste das Vorbild für das himmlische Brot des Neuen Bundes, so versinnbildet das Bild auf der Evangelienseite mit der Weintraube das Blut Christi. Moses erzählt und in seinem 4. Buch (Numeri Kap. 13), wie er, der das Gelobte Land nicht betreten durfte, je einen Kundschafter aus den 12 Stämmen Israels ausschickt, um das ihnen verheißene Land zu erkunden. Es war, wie es heißt, die Zeit der ersten Trauben. "Und sie kamen bis zum Traubenbach (Neheleskol) und schnitten eine Rebe mit der Traube ab, die zwei Männer an einer Stange trugen und auch von den Granatäpfeln und den Feigen."
Schräg über diesen beiden Darstellungen sind zwei versilberte Rundungen angebracht. In der linken ist ein Pelikan dargestellt. Eine uralte, vorchristliche Fabel erzählt von ihm, dass er sich die Brust aufreißt, um mit seinem Blut die Jungen zu ernähren. Da der Pelikan so zum Sinnbild für die selbstaufopfernde Liebe wurde, hat diese an sich heidnische Darstellung durchaus ihren Platz in der christlichen Kirche mit Hinblick auf den Opfertod Christi.
Ebenso heidnischen Ursprungs ist die gegenüberliegende Darstellung des Vogels Phönix. Phönix war ein mythischer Vogel, der der Sage nach zu bestimmten Zeiten aus Arabien oder Indien nach Heliopolis, der ägyptischen Sonnenstadt kommen sollte, wo er sich im Tempel des Sonnengottes ein Nest aus Myrrhen baute und in demselben auf einem Scheiterhaufen verbrannte, um aus seiner Asche verjüngt wieder hervorzugehen. Man kann dieses Symbol in christlicher Sicht deuten einmal als das sich immer erneuernde unblutige Opfer in der Eucharistie oder als Vorbild der Auferstehung Christi.
In der Mitte des Altaraufbaues hebt sich vor dem leuchtend goldenen Hintergrund die dunkle Gestalt unseres Kirchenpatrons, des heiligen Leonhard ab und zieht das Auge des Beschauers auf sich. Angetan mit der schwarzen Mönchskutte, hält er in der einen Hand den Abtstab, in der anderen die Kette mit der Handfessel. Sein Leben und die Ausbreitung seiner Verehrung haben wir schon kennen gelernt. Die beiden heiligen neben ihm, der heilige Aloisius und die heilige Agnes haben keinen weiteren Bezug zu unserer Kirche. Als der Altar aufgestellt wurde (1895), bemühte man sich besonders um die Verehrung dieser beiden Vorbilder für die Keuschheit der männlichen und der weiblichen Jugend.
altar wird gekrönt von der Darstellung Christi am Kreuz. Unter den Kreuzesbalken stehen die Mutter Maria und der Lieblingsjünger Jesu, Johannes.
Isidor, dessen Gedächtnis in der Liturgie am 10. Mai begangen wird, wurde im Jahre 1070 von armen Eltern in Spanien geboren. Um in seinem Beruf als höriger Bauer bei einem spanischen Edelmann bestehen zu können, benötigte er in großem Maß die Tugenden der Selbstüberwindung und des unerschütterlichen Glaubens. Wir wissen aus der Legende, dass, während er sich beim Gebet Kraft holte für seine Arbeit, ein Engel seinen Pflug führte.
Das weibliche Gegenstück zum heiligen Isidor ist Notburga. Sie steht uns auch geographisch viel näher, sie ist im tirolerischen Rattenberg, das wir sicher alle kennen, im Jahre 1266 geboren. Mit 18 Jahren kam sie als Dienstmagd auf die Rottenburg, deren Ruinen man heute noch sehen kann. Nach dem auf der Burg eine neue, hartherzige Herrin eingezogen war, verdingte sie sich bei einem Bauern in Eben am Achensee, wo sich das Sichelwunder ereignete. Später kehrte sie wieder auf die Rottenburg zurück. Als sie dort gestorben war, brachte ein Ochsengespann ihre Leiche nach Eben, wo sie in der Rupertuskirche, wo sie so oft gebetet hatte, begraben ist.