(Beilage zum Kirchenanzeiger Nr. 71)
Seit 1892 besteht also die zweiteilige Schule in St. Leonhard. 1959/60 wurde ein weiterer Schulraum mit Kellergeschoß als Werkraum, Heizung und Toiletten angebaut, sodass der Unterricht jetzt in drei Räumen erteilt werden konnte.
Mit Beginn des Schuljahres 1969 wurde in Bayern das 9. Pflichtschuljahr eingeführt und mit Wirkung vom 1. August 1969 wurde die Volksschule St. Leonhard mit der von Otting zum Schulverband Otting-Wonneberg vereinigt und als Grund- und Teilhauptschule errichtet. Die Klassen 7 bis 9 wurden der Hauptschule Waging zugewiesen.
Seit Bestehen eines eigenen Schulgebäudes (1824) wurde der Unterricht durch volle 68 Jahre in einem einzigen Raum abgehalten, durch weitere 67 Jahre in zwei Klassenzimmern, dann immerhin noch 10 Jahre bis 1969 in drei Räumen. Die Kinder, die heute in die Schule gehen, haben wohl kaum mehr einen Begriff, mit welch primitiven Unterrichtsmitteln ihre Eltern, Großeltern und Urgroßeltern herangebildet wurden.
Lassen wir nun die Lehrer, die seit 1824 an der Leonharder Schule gewirkt und unseren Vorfahren die geistige Ausrüstung fürs Leben mitgegeben haben, an unserem Auge vorüberziehen:
Georg Sailer hatte 1783 bereits angeregt, in St. Leonhard eine Schule zu errichten, dazu kam es aber erst 1824 und somit ist sein Sohn Philipp der erste Leonharder Lehrer, dem ein eigenes Schulgebäude zur Verfügung stand. 1838 verkaufte Philipp das Lehrermannhäusl in Burgstall. Von ihm wird berichtet, dass er, wie sein Vater Georg, ein "weitgesuchter Uhrmacher" gewesen sei. Er hatte 4 Söhne: Matthias, am 23.Februar 1807 geboren, 1829 zum Priester geweiht und von 1854 bis zu seinem Tode im Jahre 1865 Pfarrer in Anger. Der zweite Sohn Isidor, geboren 4.April 1812, starb als praktischer Arzt in München. Der dritte Sohn Martin, geboren 8.November 1817, ergriff wie sein älterer Bruder Matthias, die geistliche Laufbahn, wurde 1844 zum Priester geweiht und wurde nach dem Tode seines Bruders ebenfalls Pfarrer von Anger, wo er 1893 starb. Der vierte Sohn Johann war nach dem Tode seines Vaters Schulverweser von St. Leonhard, starb aber schon im Alter von 24 Jahren, drei Monate nach dem Tod seines Vaters Philipp. in einem Protokoll aus dem Jahre 1835 heißt es über Philipp Sailer: "Der Lehrer, der keinen Seminarunterricht genossen hat, ist sehr fleißig und ausgezeichnet, moralisch gut, aber alt und nur hinlänglich befähigt. Deshalb erhält er in seinem Sohn Johann einen Schulgehilfen". Johann übernimmt also 1838 den Schulunterricht an der Leonharder Schule.
Von 1840 bis 1843 ist Michael Kirchbichler Lehrer auf dem Wonneberg. Die Schulaufsichtsbehörde beurteilt ihn gut: "Verdient in Hinsicht auf Befähigung, Fleiß und sittliches Betragen die erste Note."
Bis 1848 erteilt nun der in Salzburghofen geborene Johann Georg Hinterreiter Unterricht. Am 4. Oktober 1848 heiratete er die aus Palling stammende Cäcilie Niedermaier. Das Visitationsprotokoll ist voll des Lobes über diesen Lehrer: "Einer der fähigsten und tüchtigsten Lehrer. Aus der Weltkunde hat seine Schule mehr als jede andere geleistet."
Ihm folgt bis 1853 der 1820 als Lehrersohn in Laufen geborene August Unterberger. 'Als er nach St. Leonhard kam, war er bereits verheiratet und zwar mit Anna Friedl, Weberstochter von Deggendorf, mit der er zwei Söhne und eine Tochter hatte. 1853 wird er nach Stammham bei Marktl versetzt. Nach dem Urteil seiner Vorgesetzten ist er "ein recht braver Lehrer und ausgezeichneter Musiker."
Die Lehrerstelle St. Leonhard bleibt nun einige Zeit unbesetzt. Der "Schullehrling" Georg Graf hält bis zum Eintritt in das Freisinger Lehrerseminar und während der Ferien Schule und erhält für Schul- und Mesnerdienst täglich 30 Kreuzer. Während der übrigen Zeit halten Pfarrer Schmid und der Cooperator Eggler den Unterricht und schenken das anfallende Schulgeld zur Anlage eines Schulfonds.