(Beilage zum Kirchenanzeiger Nr. 67)
Der erste Lehrer auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Wonneberg ist der Stuppersohn Matthias Haffner aus Untermoosen. (Die Haffners verkauften 1750 das Stupperanwesen an Johann Helminger aus KapeIl.) Vom 26. November 1700 an studierte Haffner an der Benediktineruniversität Salzburg und gehörte damals der untersten Klasse an, was etwa heute der ersten Klasses des Gymnasiums entspricht. In den Matrikeln ist vermerkt, dass er keine Aufnahmegebühr bezahlt, was darauf schließen lässt, dass er aus ärmlichen Verhältnissen stammte. (Die anderen 15 mit aufgenommenen Studenten zahlten 30 oder 45 Kreuzer, einige sogar 1 Gulden und 30 Kreuzer). Mit Haffner studierten aus der Waginger Gegend Josef Plossauer aus Otting und Matthäus Leopoldinger aus Waging.
Bereits 1702 verließ Haffner die Schule in Salzburg und ließ sich im Spanischen Erbfolgekrieg (1701 bis 1714) für den Kriegsdienst anwerben. Er diente volle 14 Jahre und stand zuletzt unter Hauptmann Reinold in Saarlouis, wo er am 27. Februar 1716 als Invalide entlassen wurde und worin ihm bescheinigt wird, dass er als Soldat allzeit treu gedient habe. Er war auf der rechten Seite gelähmt und konnte nur mit der linken Hand schreiben. Als er Anfang 1718 in die Heimat zurückgekehrt war, bat er, in Egerdach Schule halten zu dürfen und richtet an das Salzburger Konsistorium ein Gesuch. "Ich arm bedrängter komme, eine hochwürdige Stell zu behelligen". Er sei "an der rechten Seiten also verkrummet, daher ich mein Stuckh Brot mit dergleichen Diensten (Militär) nicht mehr gewinnen kann.„ Auf Ersuchen der Bauern habe er in Egerdach eine Schule "mit etlich wenigen Kindern" aufgemacht. Nun (am 4. Februar 1721) bitte er um die ausdrückliche Erlaubnis der weltlichen und geistlichen Obrigkeit, die Schule weiter führen zu dürfen: „mich arm bedrängten Tropfen vor ( = für) beständig neben Egerdach (d.i. beim Schuster) Schuel zu halten in Gnaden zu vergunnen." Der Pfleger von Waging und der Dekan von Laufen - damals gehörte Waging zum Dekanat Laufen - Franz Bernhard von Stürck stellten Haffner ein gutes Zeugnis aus „wann dann dieser arme Tropf ein auferbauliches frommes Leben führte, wäre ihm die Schulhaltung wohl zu vergunnen, nicht allein weil dadurch keinem einzigen Eintrag (=Nachteil) geschehete, sondern auch in Catechismo die liebe Jugend mehrer kunnte instruieret werden, weilen allda wenig Christenlehren gehalten werden wegen der wenigen Gottesdienste in dieser Gegend herumb." Der Waginger Pfarrer betont, dass die Schule in Waging dadurch keinen Schaden erleide, "die Kinder der dortigen Gegend müßten sonst des Unterrichts entbehren." Nur die Mesnerin von Tengling protestiert gegen das Abhalten der Schule in Egerdach; wir wissen aber nicht, aus welchem Grund. Im Jahre 1740 stirbt Haffner und mit ihm die Egerdacher Schule.
Über 40 Jahre hören wir nichts mehr von einer Schule auf dem Wonneberg. Im Jahre 1781 erhebt der Waginger Lehrer Ignaz Fellacher Beschwerde gegen den 15-jährigen Sohn des Georg Sailer, Philipp, der "vor einiger Zeit die Lehr mit 10 Kindern angefangen habe". Fellacher schreibt in seiner Beschwerde, dass es anfangs nur zwei oder drei Kinder gewesen seien. Georg Sailer, Tagwerkerssohn von Gessenhausen und "Sackuhrrichter", geboren 1743, hatte das Rechenmacherhäusl, später Lehrermannhäusl genannt, gekauft (heute im Besitz von Herrn Haas). 1778 hieß das Haus in Burgstall noch das Wolfnhäusl. Die ledige Magdalena Haindlin bewohnte das Haus, dessen Grundherr Baron Lasser war. Georg Sailer verheiratete sich 1764 mit Maria Hunklinger, Bauerstochter von Nutzleiten und nach deren Tod mit der "Inwohnertochter" von Zell Katharina Kopfrainer, mit der er einen Sohn hatte, nämlich Philipp. Georg Sailer starb am 30. Oktober 1815 in Burgstall.
Im gleichen Jahr, in dem sich der Waginger Lehrer über Philipp Sailer beschwert hatte, beantragte Kaspar Heinrichsdorfer, Moar in Burgstall, beim Pfarrer und beim Pfleger in Waging, dass in Enzersdorf eine Schule eingerichtet werden solle. Georg Sailer hatte bereits 1783 vorgeschlagen, neben der Kirche in St. Leonhard eine Schule zu errichten, war aber abgewiesen worden. Auch aus einer Schule in Enzersdorf wurde nichts. Kein Enzersdorfer wollte die Schule in Herberg nehmen "aus Furcht, die Kinder könnten das Obst und das Gras beschädigen."