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Schwere Zeiten

(Beilage zum Kirchenanzeiger Nr. 51)

 

In der Letzten Beilage haben wir vom Unglück des Lechners und des Wallners gehört. Nachdem am 8. Juni 1804 der Schauer die ganze Ernte des Wallner vernichtet hatte, berichtet der Pfleger von Waging auf ein Bittgesuch des Wallners 1805: "Es vergeht fast kein Jahr, daß der Wallner von Wald nicht mehrere Stück Rindvieh dem Abdecker liefern muß oder gar ein Pferd. In seiner Verzweiflung wolle der Wallner einem seiner erwachsenen Söhne übergeben." (Der damalige Wallner, Alois Voitswinkler hatte drei Söhne, Johann, geb. 1778, Anton, geb. 1779, Matthias, geb.1790. Matthias kam beim unglückseligen Winterfeldzug Napoleons in Rußland ums Leben). Weiter heißt es im Gutachten des Pflegers: "Die Söhne haben aber nicht das Glück, so hinlängliche Mittel aufzubringen. So ist der Wallner, der wegen der Übergabe schon in der Kanzlei war, von seinem Plan, überzugeben, wieder zurückgetreten und der eine Sohn hat auf ein anderes Lehen geheiratet. Der Wallner frettet aber gleichwohl mit seinen Kindern noch fort und es ist wirklich betrüblich genug, wenn der Bauersmann selbst das liebe Getreide zum Speisen anbei kaufen muß."

 

Man kann sich denken, dass es den Wagingern in der Franzosenzeit noch schlechter ging, als den Wonnebergern, die ja nicht an der Durchgangsstraße lebten. Viel Unglück hatte z.B. die Witwe Gertraud Rehrl (heute Joas). 1763 ist das Haus mit 47 anderen abgebrannt. Das Haus war gezwungen, Darlehen aufzunehmen: von der Kirche St. Leonhard 400 Gulden (fl), von der Kirche zu Taching 150 fl, von der Allerseelenbruderschaft Waging 200 fl. Bis 1800 war es nicht gelungen, die Schuld von 750 fl zurückzuzahlen. Als 1800 die Franzosen einfielen, haben sie am Haus nach amtlicher Schätzung einen Schaden von 1861 fl angerichtet. Der 80-jährige bettlägrige Vater wurde von den Franzosen so arg misshandelt, dass er von da an kränkelte und ein Jahr darauf starb. Die Witwe hatte außerdem vier minderjährige Kinder zu ernähren. Der Pfarrer befürwortete das Bittgesuch der Witwe: wenn je eine Bittstellerin Mitleid verdiene, schreibt der Pfarrer, so wäre es gewiß die Rehrl'sehe Familie. Die Franzosen hätten die Habseligkeiten der Familie, die sie sicher versteckt glaubte, gefunden und den Bäcker die Stiege hinuntergeworfen, sodass er sich fast den Arm gebrochen hätte und dass der zwar alte aber immer noch rüstige Mann an den Folgen der Misshandlungen starb. Wenigstens ein Drittel des Zinses soll man ihr erlassen. Unterm 17. September 1802 wurden der Witwe zwei Drittel des Zinses erlassen und eine Schuld an das Bürgerspital wurde ihr ganz geschenkt (22 fl 23 kr).

 

Der Waginger Bürger Anton Voitswinkler (Weißhuber) hatte 1802 an das Gotteshaus St. Leonhard am Wonneberg den Zins von 2 Jahren bei einem Kapital von 300 fl ausständig. 1802 hat er ein Pferd im Wert von 150 fl eingebüßt, eine Kalbin im Wert von 40 fl ist ihm krepiert, er hat durch die Plünderungen der Franzosen arg gelitten und sein größter Sohn ist "durch diese Barbaren so gestochen worden", dass er lange Zeit arbeitsunfähig war und seine Heilung sehr viel kostete. Auf Anordnung des Erzbischöflichen Konsistoriums wurde dem Weißhuber der zweijährige Zins zur Gänze erlassen.

 

Das Krämerhaus Eder (heute Bogner) hatte sich von den Brandschäden 1763 nicht mehr erholt. Die Truppendurchmärsche 1796 und vor allem 1800 hatten dem Haus weitere große Schäden zugefügt. Pfleger und Pfarrer befürworten, dass der Familie der Zins für ein Kapital von 450 fl - Gläubiger ist die Leonharder Kirche - erlassen werde. "Seynd sehr gute ordentliche Leute, wir ihnen gern angönnen, wenn der Zinsausstand wenigstens zur Hälfte nachgelassen werde." Die Krämereien in Waging gehörten, wie der Pfleger schreibt, zu den am wenigsten einträglichen Gewerben, da die Stadt (Salzburg) nahe und die Waginger durch die "Hühnerleute" Gelegenheit haben, ihre Waren aus der Stadt kommen zu lassen. Das Salzburger Konsistorium befiehlt, der Familie die Hälfte des Zinses zu erlassen.