(Beilage zum Kirchenanzeiger Nr. 43)
Die Frage "wie viel Mark ist der Gulden wert" kann man nicht beantworten. Man kann nur die damaligen Löhne mit den damaligen Preisen vergleichen, soweit dafür Anhaltspunkte vorliegen.
Im Jahre 1314 wurde ein Bauerngut um 5 1/2 bis 6 Pfund Pfennige verkauft. Mit dieser Aussage kann man nicht viel anfangen, weil uns Preisvergleiche fehlen. Im Jahr 1554 erhielt ein Zimmerer für eine Tagschicht (12 Stunden) 8 Kreuzer (kr) und ein Taglöhner 7 kr und der Meister 10 kr. Bin Bauer erhielt für eine Tagschicht mit Wagen und 2 Rössern 24 kr.
Damals kostete ein Laib Brot - 4 Pfund, das Pfund jedoch zu 560 Gramm - 4 kr , 1 Pfund Mehl 1 1/4 kr, ein Pfund Schmalz 6 kr, ein Pfund Käse 1 1/2 kr, ein Pfund Schmer (Fett) 5 kr und ein Pfund Ziegenfleisch 3 kr.
1650 zahlte man für einen Metzen Korn 7 - 8 kr, für einen Metzen Haber 5 - 6 kr. Ein Pferd kostete damals 10 fl (Gulden) und eine mittlere Kuh 2-4 fl.
1655 war der Schichtlohn (12 Stunden) für einen Handwerker 18 - 20 kr, für einen Taglöhner 15 kr, dagegen erhielten Weiber und Buben für eine Tagschicht nur 10 kr. Im gleichen Jahr kostete ein Laib Brot 4 kr, ein Pfund Mehl 2 1/2 kr, ein Pfund Schmer 3 kr, ein Pfund Schmalz ebenfalls 3 kr und ein Metzen Kleiben 10 kr.
1753, also wiederum 100 Jahre später, bekam ein Zimmerermeister für die 12-Stunden-Tagschicht 24 kr, ein Geselle 18 kr und ein Tagwerker 14 oder 12 kr.
1790 kostete ein Metzen Korn 4 fl, 1 Metzen Haber 1 fl 15 kr und eine Kuh etwa 25 fl.
1797 war der Schichtlohn für einen Arbeiter 21 bis 24 kr. Der Kooperator, der im gleichen Jahr für die "Berauchung" des Hauses am Vorabend vor HI.-Drei König 1 fl 12 kr bekam, war dann schon viel besser gestellt. Für dieses Jahr haben wir auch den Preis für eine Menge Lebensmittel überliefert erhalten.
So kostete ein Schaff Weizen (224 kg) 24 fl, ein Schaff Korn 14 fl, ein Schaff Gerste (392 kg) 29 f1 und ein Metzen Haber 1 f1 15 kr , Ein Pfund Rindfleisch bekam man um 7 kr, ebenso ein Pfund Kalbfleisch. Das Schaffleisch war mit 5 kr etwas billiger und wer ein zartes Lammfleisch auf dem Tisch haben wollte, musste 9 Stunden arbeiten, um sich ein Pfund zu 15 kr zu verdienen. 'Der Laib Roggenbrot war um 10 kr zu haben, für ein Pfund Butter zahlte man 14 kr und für ein Pfund Schmalz 24 kr. Ein Klafter hartes Brennholz kostete in diesem Jahr (1797) 2 fl Und 12 kr, weiches Holz 1 fl und 20 kr. Die ständige Preissteigerung und die damit verbundene mäßigen Lohnerhöhung sind keineswegs eine Erfindung der Neuzeit. Beim Vergleich der Preise in den verschiedenen Jahren kann man die Steigerung deutlich ersehen. So kostete ein Klafter buchenes Brennholz 1805, also 8 Jahre später bereits 3 fl und weiches Brennholz 2 fl bis 2 fl 30 kr. Dies stellt einen Preisanstieg von 36 % dar.
Im Jahr 1800 kostete ein Schaff Korn 18 fl, ein Schaff Gerste 32 fl, ein Schaff Weizen 24 fl, ein Metzen Hafer 40 kr, ein Zentner Stroh 50 kr, ein Dutzend Eier 6 kr, ein Eimer Bier 4 fl und ein Zentner saures Heu 45 kr. (Umrechnung der Maße und Gewichte siehe letzter Beitrag).
Bei einem Besitzwechsel mussten sogenannte "Anleithgebühren" bezahlt werden. Grundlage für die Gebühr, die vom Grundholden an den Grundherrn abzuführen war, war der Schätzwert (eine Art Einheitswert). Die Abgabe wurde wie folgt errechnet: Schätzwert 1470 fl, 5% daraus für den Todesfall = 73 f1 30 kr, weitere 5% für die Übernahme durch den Sohn und für die "Halbsetzung" der Ehefrau nochmal. 2 1/2 %. Insgesamt musste der Übernehmer also 183 f1 und 45 kr an den Grundherrn zahlen. Das entspricht dem Gesamtwert des Butters in einem Jahr, wenn der junge Bauer 4 Kühe im Stall hatte, wie es dem Schätzwert von 1470 fl im Jahr 1801 entspricht.
Die Anleithgebühr war nur eine der vielen und oft drückenden Abgaben der "guten alten Zeit“ vor dem Revolutionsjahr 1848.