(Beilage zum Kirchenanzeiger Nr. 54)
Zum letzten Goldenen Samstag lesen wir weiter im "Mirakelbuch von dem lobwürdigen Unserer Lieben Frau Kürchlein am Müllberg" des Hofbauern von Hirschhalm.
"Wolfgang Pletschacher verlobt sein Söhnlein, welches durch einen Steinwurf an das Hirn in schwere Krankheit gefallen und in solcher drei Wochen lang die Fraiß also hatte, daß er auf die letzt kein Zeichen mehr des Lebens von sich gabe, auf unseren Müllberg, worauf die Fraiß den Buben alsbald verließ, er wurde auch von dieser nicht mehr angefallen und in Kürze frisch und gesund. 1673."
"Sebastian Lapper, Müllner zu Speck und sein Weib lagen beyde zu gleicher Zeit auf einmal so gefährlich und tödlich krank, daß keines mit all angewandten Mitteln eine Hoffnung des Aufkommens hatten, verloben sich beyde anhero mit einer Wallfahrt und heiliger Meß, erhalten beyde auf solches gar baldige Gesundheit. 1673."
"Maria Sterflingerin zu Feichten verlobte sich in schweren Kindsnöten, daß Mutter und Kind in augenscheinlicher Totsgefahr waren, anhero, wurde auf solches aber gleich ganz glücklich entbunden. 1674."
"Georg Anninger, Schuhmacher und Pfeiffer von Feichten bekennt von sich, daß er drei Täg lang so heftig betrübt, gar außer Sinnen wäre, daß ihn drei Männer genug zu halten gehabt haben, aber als er einmal in etwa zu sich gekommen und sich mit einem Opfer auf den Birnbaum verlobt, erholt er sich alsobald gänzlich, wohlgetrost und mit gutem Verstand. 1675."
„Als alle Baumaterialien zu dem Kürchlein auf dem Müllberg unterhalb des Berges beisammen waren und alle, die hinaufgingen, etwas von diesen mit sich hinauftrugen, begab es sich, daß ein lediges Weibsbild unter anderen auch hinaufginge, aber leer und nichts truge. Da sie nun von einer ihr bekannten ersehen und befraget wurde, warum sie nicht auch etwas trage, gabe sie ihr diese Antwort: ‚Ei, ich gehe leere viel leichter.‘ Sie hatte aber diese Worte kaum aus dem Munde gelassen, war sie an beyden Augen stockblind, also daß sie ihr keinen Schritt mehr weiter zu gehen getraute. Die anderen führten sie den Berg hinauf und hinunter, gaben ihr einen Stein auf den Kopf und kehrten sie wiederum hinauf - höret, ein neues Wunder! - sobald sie diesen hinaufgetragenen Stein abgeleget, sahe sie wiederum wie vor und je. 1708."
"Titl. Gnädiger Herr Johann Balthasar Praun, dermaliger Pfleger in Waging, bezeugt von sich mit einer Votivtafel, daß er nebst vielen anderen von unserer gietigsten himmlischen Mutter erhaltenen Gnaden auch in sehr häufig erlittenen Augenschmerzen allda vollkommene Hilf erhalten. 1718."
"Sebastian Wietenleitner, ein Metzgerknecht bestätigt folgendes, als er in Traunstein zu Diensten einen Schlachtochsen zuhaus führen wollte, finge dieser bey Annäherung der Bruggen wegen großem Geräusch des Traunflusses - so damalen vom vielen Regen lmd Schneegewässer entsötzlich angeloffen und grausam daherhüttete - schon an zu erschrecken und platzte sich auf der Bruggen linker Hand mit voller Gewalt in besagten Fluß und als ihm Sebastian, weil er den langen Strick um die Hand gewickelt hatte und nicht so geschwind auslassen konnte, mit sich hinunterriß, sodaß sie beide fast eine Viertelstunde lange also tief fortgerissen worden, daß man von den beiden nichts als den Kopf gesehen hat. Entkommet endlich glicklich und nach ihm auch das unbeschädigt lebendig frische Rind, weil er gleich anfangs die Hilf Mariae auf dem Müllberg vertrauend hat angerufen, den 29. May 1749."
Die letzte und die 149. Erzählung handelt von Josef Mayr, Bauer von Egg, der verschiedene Pilgerreisen unternommen hatte, so nach Mariazell, Einsiedeln, zum Nikolaus von der Flüe, nach Prag, 15-mal nach Rom, zweimal nach Jerusalem, wo er den Türken in die Hände fiel und nach Neapel, wo er von der Polizei ausgeraubt und 12 Tage eingesperrt wurde. "Auf all diesen Reisen hat mich die Muttergottes auf dem Mühlberg beschützt. Unendlichen Dank!".