(Beilage zum Kirchenanzeiger Nr. 53)
Der zweite Teil des Mirakelbuches des Hofbauern zu Hirschhalm berichtet von 149 wundersamen Begebenheiten, die in Zusammenhang mit der Muttergottes auf dem Mühlberg stehen. Die erste, die uns aufgezeichnet ist, kann uns das fürchten lehren.
„Anfangs vernehme man eine entsetzliche Geschicht und die Straf wegen der gelästerten Muttergottes auf dem Müllberg oder Pirnbaum. Gegen Ende des verflossenen Jahrhunderts gienge ein Bauer in dem salzburgischen Gebürg feyertäglich angekleidt aus seinem Haus, den sein Nachbar bald sahe und fragete, wohin er gehe. Die Antwort war: ‚In das Seehaus bei Petting meine Stift (d.i. Abgabe an den Grundherrn) abzulegen und alsdann zu Unserer Lieben Frauen auf dem Pirnbaum wegen meiner kranken Kühe.‘ Als er zurückgekommen, fraget ihn der Nachbar gleich: ‚Sind deine Kühe gesund geworden?‘ Der erste antwortete: ‚Wie ich bin heimkommen, habe ich meine Kühe frisch und gesund angetroffen.‘ Worauf der Nachbar gesprochen: ‚So verlobe ich halt auch meinen kranken Hund dahin.‘ Gräuliche Gotteslästerung! Aber auch gleich darauf erfolgte entsetzliche Straf. Da er kaum dieses gesagt hat, wurde er im selbigen Augenblick außer allem Verstand also fürchterlich wütend und rasend, daß man ihn nach vielem erschröcklichem Toben mit großer Mühe hat anbinden müssen und niemand gewußt, was mit ihm anzufangen seye. Titl. Pfarrer des Orts befielchet, daß man ihn zu der gelästerten Muttergottes bringen soll. Solches aber zu vollziehen, wollte niemand wagen. Dahero vier starke Kerl ausgesucht worden, welche ihn dahero in Gehorsam bringen mußten. Allein - erstaunt auf ein neues! - kaum hatten sie vor der Muttergottes allda noch in dem offenen Hüttlein das Gebet angefangen, verloren sie auf den Augenblick den Bauern und ein großer kohlschwarzer Hund, den sie vorher nicht und auch keinen andern gesehen hatten, liefe spornstreichs hinaus und davon. Die vier Kerl kamen ohne den Bauern nachhaus , wo die geangstigte Bäuerin sie alsobald befragete, wo ihr Mann seye. Sie erzählten, was sich ereignet, worauf die Bäuerin: ‚So muß denn dieser Hund, der schon drei Tage lang entsötzlich wüttend und tobend um das Haus herumlaufe, daß sich fast niemand hinaus noch hereinzugehen getrauet, mein Mann sein! Derowegen auf ernstlichen Befehl des belobten Herrn Pfarrers dieser fürchterliche Hund wie ein wildes Thier von mehreren zugleich gefangen und gesichert anhero in das marianische Hüttlein am Müllberg geführet worden; da über ein kurzes auf einmal der Hund verschwunden und der rasende aber auch gestrafte Bauer in seiner vorigen Gestalt und bei guter Vernunft zugegen war. Wo sie dann alle, wie auch die gegenwärtigen - wie leicht zu erachten - mit herrlicher Freud, Lieb und Andacht ihren schuldigen Dank werden abgestattet haben. Die Geschichte haben mir nebst anderen bezeugt Johann Högler, Pfarrmesner und Wolfgang Kastenstetter, sowie Franz Wieser, bürgerlicher Bierbräu in Wäging, auch allda geboren und erzogen, mit dem Beysatz, daß er diesen Bauern auf einmal. als einen großen schwarzen Hund fürchterlich davonlaufen gesehen habe, indem zuvor gar kein Hund zugegen gewesen.“
Hören wir uns ein paar andere wundersame Begebenheiten an, die uns aufgezeichnet sind.
„Barbara Gessenbergerin litt lange Zeit große Kopfschmerzen und war ihr an ihrem rechten Ohr nit anders als wenn immer ein Bach mit Lautem Getöß vorbeirauschete, daß sie manche Stunden an diesem Ohr sonst gar nichts hörte. Verlobet sich nach vielen angewandten umsonst weltlich Mitteln endlich auf unsern Müllberg, braucht nichts anderes mehr und Maria halfe ihr noch am selbigen Tag.“ 1745.
„Johanna Enger aus der Pallinger Pfarr wurde von ihrem groß gehabten Leibschaden ohne weltliche Mittel auf einmal entledigt.“ Anno 1670.
„Maria Hofmannin aus Trostberg Landts Bayern hatte ganze drei Jahre lang am Leib den beißenden Ausschlag und half ihr von solchem weder Churbad noch Medizin, wohl aber geschwind unsere himmlische Schäferin. 1672.