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Neu gefärbte Oster-Ayr

(Beilage zum Kirchenanzeiger Nr. 26)

 

Während der Barockzeit, in der die prachtvollen Kirchen, Altäre und Kanzeln  des 17. Und 18. Jahrhunderts entstanden, waren auch die Predigten voller anschaulicher Sinnbilder und wundersamer Geschichten. In der Osterzeit vor allem war es damals üblich, während der Predigten, die meist sehr lange dauerten, kurzweilige Fabeln und Märchen zu erzählen. Einer dieser Priester, dessen Predigten für die Osterzeit in einem Büchlein „Neu gefärbte Oster-Ayr“ gedruckt wurden, war der 1641 in Tittmoning geborene Andreas Strobl, der von 1666 bis 1673 Kooperator in Waging war. Nachdem bei uns in St. Leonhard am Ostermontag der Kooperator von Waging feierliches Amt mit Predigt zu halten hatte, hat Strobl bestimmt auch bei uns solche Predigten gehalten, von denen wir uns eine auszugsweise anhören wollen.

O, spricht mancher bei sich, bin ich halt so froh, dass die traurige Fasten vorbei ist, dass sich das klägliche Miserere geendt und das freudenreiche Alleluja hat hören lassen. Bin ich froh, dass ich meine österliche Beicht verrichtet und dem Teufel die Herberg aufgesagt habe; ich hab wohl einen rassen Beichtvater überkommen, er hat mir tapfer die Laugen gegossen, er hat mich so punktual wie einen Malefiz ausgefraget. Ist gut, dass es geschehen ist, es muß wohl ein hundertäugiger Argus sein, der mich nicht so bald wiederum im Beichtstuhl sehen wird, ist lang hin, bis ein neue Ostern kommt! Hui lustig und fröhlich! Jetzt darf ich mich wiederum rühren und das Rädl laufen lassen, jetzt darf ich einen kecken Suff wagen, auf das Gäßlein ausspazieren (die Herrengasse in Salzburg ist ein „Gäßchen“) und meine alte Holdschaft heimsuchen. Nicht anders, als wie jener Bauernknecht sprache, als ihn sein Herr Pfarrer in der österlichen Beicht befragte, ob er die Fasten hindurch niemals bei nächtlicher Weil auf das Gäßl gegangen sei. Na, bin nicht, Herr Pfarringer, gabe er zur Antwort, aber jetzund, wills Gott, nach Ostern wird’s wiederum angehen. Ach, was ist das, ruft der heilige Barnardus aus, ach was ist das! Nach Ostern wird es wiederum angehen, nach Ostern will ich wiederum auf den alten Dahauser hinein sündigen! O große Schandt, o Herzeleid! Eine neue Zeit zum Sündigen und ein Ziel des Wiederfalles ist worden die Auferstehung des Heilands. Denn nun fangen wiederum an die Freßmahl und Saufzech und alle Leichtfertigkeiten werden verpübt, gleichsam, als wäre Christus deswegen und nicht wegen unserer Rechtfertigung auferstanden!

Um den Sinn des Wortes „Du bist ein Sünder und bleibst ein Sünder“ klar zu machen, erzählt der Prediger noch eine „lächerliche Histori“. Der an Podagra erkrankte Pfarrer beauftragt seinen Mesner, am Aschermittwoch die Einäscherung vorzunehmen. Der Mesner vergisst aber die Worte, die er dabei auf Deutsch zu sagen hat und fragt den Pfarrer zum zweiten Mal. Da sagt ihm der Pfarrer: du bist halt ein Narr und bleibst einer.

Wohl, wohl, antwortete der Mesner, jetzt hab ich schon alles gefasset, laufet mithin der Kirchen zu, nimmt seinen Chorrock und den Teller mit der schon geweihten Aschen, geht herum und streut den da knieenden Bauren und Bäurinnen den Aschen mit diesen Worten auf den Kopf: ‚Du bist ein Narr und bleibst ein Narr‘, ‚Du bist eine Närrin und bleibst eine Närrin‘. Die Bauren reissen über diese Wort die Augen angelweit auf, wissen nicht, was das bedeutete, dass ihnen der Mesner samt der aufgestreuten Aschen die Narrenkappe wolle aufsetzen. Ist also aus dieser unformlichen Einäscherung ein lächerlicher Fastnachtspossen geworden. Schaue o Sünder und Sünderin, ob man den gleichen Ausspruch nicht von dir tun könne: du bist und bleibst der alte Wucherer und Geizhals, Fresser und Säufer, Fleischpengel und Ehebrecher, der du zuvor gewesen bist. Pfui der Schandt! Wo man das alte Luder, die alte Bosheit und Sünd von dir ausrufen muss. Kehre nach deiner österlichen Bekehrung nicht wieder zurück! Kommet nach Ostern die Welt, das Fleisch und der Teufel mit neuen Versuchungen und listigen Nachstellungen, so springe zur Seiten und laufe davon!“