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Die Verbreitung der Leonhardi-Verehrung

(Beilage zum Kirchenanzeiger Nr. 2)

 

Was wir vom heiligen Leonhard mit geschichtlicher Gewissheit wissen, ist wenig. Vor dem Jahre 500 ist er, aus dem Geschlecht des Frankenkönigs Chlodwig stammend, in Mittelfrankreich geboren. Sein Vater hatte am Hofe eine einflussreiche Stellung inne, und so hätte auch er ein weltliches Leben führen können. Bald aber schon zog es ihn in die Einsamkeit, wohin ihm mehrere Gleichgesinnte folgten. An seinem Lebensende stand er als Abt dem Koster Noblac vor, in dessen Kirche er nach seinem Tod am 6. November 559 bestattet wurde.

St. Leonhard wird meist dargestellt als Mönch mit schwarzem Habit – früher auch in der weißen Tracht der Zisterzienser – mit Brustkreuz und Abtstab, in der Barockzeit auch zuweilen mit Mitra. Das wichtigste Attribut ist jedoch die Kette mit der Handfessel, der Gefangenenkette. Der Erzbischof von Genua Jacobus erzählt um 1270 in der Lebensgeschichte des Heiligen, König Chlodwig hätte jeden Gefangenen, um dessen Freilassung Leonhard ihn bat, begnadigt. So wurde er zum Patron der Gefangenen und im Laufe der Jahrhunderte wurden ihm unzählige Wundertaten zugeschrieben. Durch die Kreuzzüge, die in den Jahren zwischen 1096 und 1270 die heiligen Stätten den Ungläubigen entreißen sollten, und bei denen viele Kreuzfahrer in Gefangenschaft und Sklaverei gerieten, verbreitete sich die Verehrung über ganz Europa und darüber hinaus. Am Markusplatz in Venedig sehen wir eine Statue des Heiligen und im Katharinenkloster am Fuße des Berges Sinai befindet sich eine Ikone aus dem Jahre 1148, die St. Leonhard zusammen mit St. Martin als Befreier der Gefangenen darstellt. Um die gleiche Zeit erfasste die Leonhardi-Verehrung auch unsere engere und weitere Heimat. Im Jahre 1139 wird eine Kirche in Flintsbach und 1184 eine in Kreuth zu Ehren des heiligen Leonhard konsekriert. Noch älter als die diese beiden ist die Kirche zum hl. Leonhard im Lavanttal (Kärten).

Von da an breitete sich der Leonhardi-Kult unaufhaltsam aus. Die älteste Darstellung des Heiligen im deutschsprachigen Raum befindet sich in der Bibliothek des Waldviertler Stifts Zwettl (1220) und in den alten farbigen Glasfenstern des Regensburger Doms aus dem Jahre 1380 sehen wir viele Darstellungen aus dem Leben St. Leonhards.

In Bayern und Österreich, auch in England und Italien sowie in Frankreich gibt es Dörfer, die wie das unsere seinen Namen tragen, in Österreich allein 28. Unzählige Kirchen sind ihm geweiht und kaum eine Kirche in ländlichen Gemeinden, wo nicht wenigstens eine Statue einen Seitenaltar schmückt.

Zum Patron der Pferde wurde Leonhard erst spät, im 17. und 18. Jahrhundert. Wie es zu dieser „Umwandlung“ kam, wissen wir nicht. Die Kette, die im Laufe der Zeit als Viehkette gedeutet wurde, könnte der Anlass dazu gewesen sein.

St. Leonhard nur als Patron der Gefangenen und des Viehbestandes zu betrachten, wäre zu wenig. Er ist einer der Vierzehen Nothelfer, befreit die Sklaven aus der Knechtschaft, führt die Verirrten auf den richtigen Weg, hilft den Frauen in Geburtsnöten, von ihm erhoffen sie sich Kindersegen, er hilft den alten Leuten bei Kopf-, Herz- und Magenkrankheiten, er wird von den Frauen angefleht bei allzu starken Blutungen und Brustkrebs, heilt Geschlechtskrankheiten, ist als „Eisenherr“ Schützer der Schmelzöfen und der Kanonengießer, Patron der Wasserträger, der Obst- und Butterhändler, ist der Hüter der Felder und Flure. Nicht zuletzt wird er hochverehrt als Fürbitter für die Armen Seelen.

Wir können dankbar sein, unsere Gemeinde unter dem Schutz eines Heiligen zu wissen, der uns mit seinem Segen begleitet von der Geburt bis in die Ewigkeit.