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Das Pfleggericht Halmberg - Teil 3

(Beilage zum Kirchenanzeiger Nr. 17)

 

Das Pfleggericht Halmberg, aus dem dann später die Gemeinden Wonneberg, Gaden und Nirnharting gebildet wurden, hatte damals vor 200 Jahren 37 Dörfer und 71 kleinere Ortschaften. Als Dörfer wurden in unserem heutigen Gemeindebezirk (ohne Lauter) gezählt: Egerdach, Weibhausen, Kirchhalling, Plattenberg, Zell, Lauter, Wald, St. Leonhard am Wonneberg, Aich, Greinach, Enzersdorf und Heumannsberg. Lauter wurde bei der Bildung der Gemeinden 1818 der Gemeinde Kapell zugeschlagen, nachdem es die ganze Zeit innerhalb des "Egerdacher Viertels" zum Pfleggericht Halmberg gehörte.

Im Pflegschaftsbereich befanden sich 62 Höfe, dazu 1 "Viertelacker", 1/2 "Söldchen", 42 Kleinhäuschen und 21 Zu- und Austragshäuschen. Unter den Kleinhäuschen befinden sich 30 mit Kuhfuhr (d.h. sie hielten sich eine Kuh, die zugleich als Zugtier diente).

Über die Burg Halmberg wird berichtet: "Sie ist ganz verfallen und man sieht nur noch den Ort, wo eine Aufzugsbrücke über einen 100 Fuß tiefen Graben sich befand, alles andere ist mit Tannen und Fichten bewachsen. Dieses Schloß, das eine gute Viertelstunde von Waging entfernt liegt, soll Erzbischof Adalbert II als Schutzwehr gegen Kaiser Friedrich erbaut haben und hier soll auch der verbannte Dompropst Ebron, weil er den Erzbischof Johann von Gran (Esztergom in Ungarn) nicht anerkennen wollte, um das Jahr 1482 gestorben sein. Schon im Jahre 1669 lag dieses Schloß bereits über 300 Jahre lang im Schutte, und die pfleg-halmbergerischen Geschäfte waren bereits so lange Zeit im Schloß Tettelheim geschlichtet worden, wie eine Urkunde berichtet. Die Mayerei (Landwirtschaft) hat der Pfleger von Waging im Pacht und auch der Waginger Amtmann hat hier ein paar Grundstucke als Dienstgefälle."

In dem Bericht wird noch das Schloss Gessenberg erwähnt und die kleine der Altöttinger Gnadenkapelle nachgebildete Schlosskapelle, sowie der "Edelsitz" Gastag. An Gewerbetreibenden im Pfleggericht Halmberg, also in den Gemeinden Wonneberg, Gaden, Nirnharting und dem Dorf Lauter werden aufgeführt: 3 Wirte, 1 Hof-, Bier- und Branntweinschänk, 1 Metzger, 4 Krämer, 2 Zimmermeister, 9 Mauth- (= Lohn-) und 5 Sägemüller, 2 "Breinstampfer", 10 Schuster, 8 Schneider, 2 Fassbinder, 14 Weber, 1 Hackenschmied, 6 Hufschmiede, 3 Wagner,  3 Hühnerträger, 6 Brotverkäufer, 12 Branntweinbrenner, 3 Kleinfischer und 1 Wasenmeister.

Vom Waginger See wird berichtet: "Hier befindet sich auch der gegen 3 Stunden lange und von 100 Schritten bis 1/2 Stunde breite Tachen- oder Waginger See, welcher mit Hechten, Rheinanken, Wallern u.a.m. reichlich gesegnet ist. An diesem See befinden sich 11 Seegenfischer (das sind privilegierte Fischer), nämlich ein domkapitalischer, ein graf-Törringischer, einer von der gräfl.-Lodronschen Sekundogenitur (Zweitgeborener aus dem Geschlecht der Grafen von Lodron) und 8 Gnaden-Seegenfischer, nebst 5 Kleinträgern oder Reischenfischern. Man hat hierüber eine eigene Fischordnung vom 31. März 1645. An Bächen zahlt man hier 17 von verschiedener Länge und Breite, wovon sich die meisten in gedachten See ergießen, und worin der Pfleger größtenteils allein zu fischen das Recht hat."

Es gab einen Mauthaufseher, der den Fuhrleuten die Frachtbriefe abnahm und ihre Papiere versiegelte. Er schrieb die Zahl der Frachtbriefe, die Namen der Fuhrleute, Datum und Menge des eingeführten Weines und Tabaks. Der Wegzoll betrug für einen beladenen Wagen 4 Kreuzer, für einen leeren 1 Kreuzer. Bei den Fuhren Richtung Bayern (Stein an der Traun) wurde die Abgabe mit Vorspannrossen von Station zu Station taxiert. So kostete die Mauth von Waging nach Stein 1 Gulden und 40 Kreuzer "nebst 2 Mäßlein Haber".

Im Pfleggericht Tettelham gab es neben den uns bereits bekannten Gewerbebetrieben noch einen "Bierzapfer von Georgi bis Michaeli" und einen Saliterer (d.i. Salzverkaufer).