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Beute-Bayern

Wir heutigen, konsum- und komfortverwöhnten Menschen des 21. Jahrhunderts können uns nur schwer voErzbischof Hieronymus Graf von Colloredo, der letzte als Landesherr regierende Erzbischof Salzburg. Er dankte am 26.Juni 1803 ab.rstellen, wie beschwerlich, hart und entbehrungsreich die Lebensumstände auf dem Land bei unseren Altvorderen vor 150 Jahren waren. Aber nicht nur an den Armseligkeiten des alltäglichen Lebens, sondern auch an den politischen Verhältnissen werden die Wonneberger damals zu tragen gehabt haben, waren sie doch anfangs des 19. Jahrhunderts schwer unter die Räder der Weltgeschichte gekommen: Nachdem sie über 1000 Jahre lang unter dem Krummstab der Salzburger Erzbischöfe Schutz und Sicherheit gefunden hatten, wurden sie zwischen 1803 und 1816 im Zuge der Säkularisierung und in den Wirren der napoleonischen Kriege dieser ihrer angestammten Zugehörigkeit zu Salzburg und damit ihrer geistigen, kulturellen und politischen Heimat beraubt.

Die damals über 60-Jährigen konnten sich bestimmt noch an die Zeit erinnern, als der mächtige und aufklärungswütige Salzburger Erzbischof Hieronymus Graf von Colloredo (1772 – 1803) ihr stolzer – wenn auch wenig geliebter- Landesherr war, ehe das Erzbistum Salzburg in ein weltliches Fürstentum umgewandelt  und 1805 Österreich zugeschlagen wurde. Doch damit nicht genug. 1810 verleibte Napoleon das ganze Land Salzburg dem von seinen Gnaden neu gegründeten Königreich Bayern für treue Waffengefolgschaft ein.

Eine letzte, bis heute gültige Grenzkorrektur brachte schließlich der Wiener Kongress, wonach die Salzburger Gebiete links von Saalach und Salzach, also der heutige Rupertiwinkel und damit auch Wonneberg, von Salzburg abgetrennt und endgültig Bayern (1816) zugeschlagen wurden, während die Landesteile rechts der beiden Grenzflüsse wieder zu Österreich kamen.

Die Wonneberger waren zu „Beute-Bayern“ geworden. Dies sollten wir bedenken, wenn uns manchmal unser bayerischer Nationalstolz zu übermannen droht. Und wir sollten ohne falsche Bescheidenheit stolz darauf sein, dass viele unserer Vorfahren, deren Namen die von  Leonhard Wimmer so akribisch ausgearbeitete Haus- und Hofgeschichte ausweist, Zeitgenossen und Landsleute von Wolfgang Amadeus Mozart (*1756) sowie von Franz Gruber (*1787) oder Josef Mohr (*1792), den Schöpfern des „Stille-Nacht-Liedes“, waren.