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Frischer Wind aus München

Wie groß vor 150 Jahren das politische Interesse bei den Wonnebergen war, lässt sich heute nicht beurteilen. Vermutlich hielt es sich in Grenzen. Mit Sicherheit haben unsere Vorfahren keine Zeitung gelesen, denn viele konnten gar nicht lesen und wenn doch, so stand gewiss keine Zeitung zur Verfügung. Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Sorge und der Kampf ums tägliche Brot alles andere stark in den Hintergrund drängte. Trotzdem werden den Älteren von damals einige der Neuerungen, die mit der Eingliederung in das Königreich Bayern einhergingen, in Erinnerung gewesen sein. Denn alles war ja erst etwa vierzig Jahre her.

Als die Salzburger Bayern wurden, blies ihnen aus München ein frischer Wind ins Gesicht. In Bayern wurden 1818 durch den damaligen Innenminister Graf Montgelas aus den bisherigen Pfleggerichten Gemeinden gebildet. So entstanden aus dem Pfleggericht Halmberg-Waging, das seinen Sitz in Waging hatte, die Gemeinden Waging, Wonneberg,  Nirnharting und Gaden. Für jede Gemeinde wurde ein Gemeindevorsteher (heute Bürgermeister) gewählt. Als erster namentlich bekannter Gemeindevorsteher Wonnebergs erscheint 1847 in den Gemeindeakten Andreas Mühlbacher von Reichwimm. Zur fraglichen Zeit, also um 1855, war (nach L. Wimmer) Matthäus Helminger, Huberbauer in der Zell, Gemeindevorsteher.

Die Gemeinde Wonneberg hatte damals 103 Grundbesitzer (Haushalte), aus deren Grundsteuer sich der Gemeindehaushalt zu 96 Prozent finanzierte. Zum Vergleich: Der Ruhsdorfer zahlte als größter Bauer umgerechnet 4,50 Mark Steuern, der „Lehrermann“ in Burgstall, ein kleiner, ‚notiger’ Häuslmann, 17 Pfennig. Wem von den beiden die Steuer wohl mehr wehtat?

Im Rechnungsjahr 1854/55 hatte die Gemeinde 239,67 Mark an Einnahmen, wovon 174,41 Mark (73 %) für Entschädigungen an Gemeindevorsteher, Gemeindeschreiber (Lehrer) und Gemeindediener sowie für Gesetzesblätter, Holz für die Schule und Kerzen ausgegeben wurden. 65,26 Mark wurden als Überschuss verbucht. Sparsam gewirtschaftet!