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Schule aus, Mistgabel und Dreschflegel in die Hand


Nach 40-jährigem Hin- und Hergezerre um die Burgstaller „Winkelschule“ war 1823 auf Regierungsgeheiß diese „Bauernschule der gemeinsten Art“ endgültig für unbrauchbar erklärt und „die Herstellung eines neuen Schulgebäudes“ in St. Leonhard verfügt worden. Da die arme Landgemeinde Wonneberg nicht in der Lage gewesen war, für die Baukosten aufzukommen, hatte diese die reiche Wallfahrtskirche übernommen, und die Wonneberger hatten nur die Hand- und Spanndienste zu leisten gehabt. 1824 war die Schule fertig.

Im Schulhaus gab es eine Wohnung für den Schulhalter, der auch Mesner, Organist und Gemeindeschreiber war, außerdem ein geräumiges Schulzimmer und einen Raum für die Gemeindeverwaltung. Die äußeren Bedingungen für einen geordneten Schulbetrieb waren in St. Leonhard also durchaus günstig. Der erste Lehrer im neuen Schulhaus hieß Philipp Sailer.

Woher kam dann die kolossale Abneigung gegen alles Schulische, wie sie Lentner als typisch bei der bäuerlichen  Jugend  des „Salzburger Landes“ um die Jahrhundertmitte geschildert hat? Die Schule mit ihrer  zwangsverordneten „Lernarbeit“ genoss auch ein halbes Jahrhundert nach Einführung der Schulpflicht – jedenfalls auf dem Lande – immer noch wenig Ansehen und  Zustimmung. Vor 150 Jahren lastete auf den Leuten  tagaus, tagein schwere, körperliche Arbeit, an welcher auch die Kinder beizeiten mitzutragen hatten. Welchen Sinn sollte es da haben, kostbare Arbeitszeit auf der Schulbank zu vergeuden, wenn man es erwiesenermaßen auch ohne Schule zu Wohlstand und Ansehen bringen konnte. Dieser Ansicht sind jedenfalls auch zwei Wonneberger Bauern, die sich 1851 in einem Brief an die Königliche Distrikts-Schulinspektion wenden und sich beschweren, dass das viele Auswendiglernen die „Geistesanlagen“ ihrer Kinder weit überfordere, „vorzüglich was Geographie und Geschichte anbelangt.“ Es sei ja ganz schön, wenn man sich auf diesen Gebieten auskenne, „aber für einen Bauernmenschen hat außer Religion, Lesen, Schreiben und Rechnen, alles andere wenig Interesse, denn Schule aus und Mistgabel und Dreschflegel in die Hand!“

Darauf zielt auch eine weitere Beschwerde der oben angeführtem Landwirte ab, die sich beklagen, dass die Schule, vornehmlich die Sonn- und Feiertagsschule (der vor allem bei den Burschen sehr unbeliebte Unterricht, der nach dem sonntäglichen Gottesdienst für bereits aus der Werktagsschule entlassene Jugendliche stattfand), durch die Eigenmächtigkeit des Lehrers oft bis zum Abend dauere, wodurch die Jugendlichen, die daheim die Dienste eines Knechtes oder einer Magd versehen, an der Erledigung ihrer häuslichen Arbeiten gehindert würden.

Die spartanische Ausstattung der Schulen, die unzureichende Ausbildung und Bezahlung sowie das daraus resultierende geringe Ansehen der „Schullehrer“, die langen Schulwege und das ungute Gefühl des Ausgeliefertseins mögen ein Übriges dazu beigetragen haben, dass die Schule vielfach als unnütze und lästige Pflicht betrachtet wurde.