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Der Rupertiwinkel - Teil 1

(Beilage zum Kirchenanzeiger Nr. 12)

 

Unsere Heimat können wir erst dann verstehen und lieben, wenn wir wenigstens in groben Zügen ihre Geschichte kennen. Unser Gebiet ist seit der Zeit um 1800 vor Chr. besiedelt, nachdem die Gletscher der Eiszeit, bei uns also der Salzachgletscher, der unsere typische Moränenlandschaft und somit auch den „Wonneberg“ gebildet hat, sich in das Gebirge zurückgezogen hatten. Zahlreiche Funde beweisen diese frühe Besiedlung. Im Jahr 15 vor Chr. Wurde das Land, damals von den Kelten bewohnt, von den römischen Legionen erobert, die es dann an die 400 Jahre besetzt hielten. Sie errichteten die Provinz Noricum, die zum Inn reichte und östlich von der Enns begrenzt wurde und deren Provinzhauptstadt Juvavum, das heutige Salzburg wurde. Bis in die Zeit also, als Jesus noch auf Erden lebte, reicht unsere enge Verbindung mit Salzburg zurück. Man nimmt an, dass die keltische Bevölkerung unserer Gegend durch den Einfluss der Römer großenteils christlich war. Das Christentum verschwand aber, als die damals noch heidnischen Bajuwaren, unsere Ahnen, unser Land in Besitz nahmen. Die Bajuwaren vermischten sich mit der keltischen Urbevölkerung und den zurückgebliebenen Römern und wurden Ende des 7. Jahrhunderts von Wanderbischöfen, wie St. Rupert zum christlichen Glauben bekehrt. Um das Jahr 700 entstand allmählich das Stammesherzogtum Bayern, das bald seine größte Ausdehnung erlangte: Es grenzte im Westen an den Lech, im Norden griff es über die Donau bei Regensburg hinaus, die Ostgrenze verlief entlang des Böhmerwaldes, es umfasste ganz Ober- und  Niederösterreich, die heutigen Bundesländer Kärnten und Steiermark, Nord- und Südtirol und die Gegend um Marburg (heute Slowenien). Zeitweise gehörte auch noch die Markgrafschaft Verona dazu.

 

Der geographische Mittelpunkt dieses ausgedehnten Herzogtums war Salzburg, das im Jahre 798 unter Kaiser Karl dem Großen zum Erzbistum erhoben wurde und dem im Laufe der Zeit alle „bairischen“ Bistümer unterstellt wurden: Passau, Regensburg, Freising, Brixen, Graz (Seckau), Klagenfurt (Gurk), Lavant, Marburg und  Chiemsee. Auf diesem riesigen Gebiet bildeten sich im Laufe der Zeit selbständige Herzogtümer, so Ober- und Niederösterreich, Kärnten und Steiermark. Wenige hundert Jahre später, so um 1200, erlangten auch die Bischöfe und somit auch der Salzburger Erzbischof, die Reichsunmittelbarkeit, d.h. es waren selbständige Fürstentümer, dem bayerischen Herzog rangmäßig gleichgestellt.  

 

Nach heftigen Grenzstreitigkeiten zwischen den bayerischen Herzögen und dem Salzburger Erzbischof schlossen die beiden Parteien am 20. Juli 1275 einen Vertrag, worin die genauen Grenzenzwischen Bayern und Salzburg festgelegt wurden. Dieser Vertrag beendete die Ansprüche Salzburgs auf Traunstein und vor allem auf Reichenhall, das die Erzbischöfe von jeher mit begehrlichen Augen anvisiert hatten, weil es dem Besitzer großen Reichtum durch die Salzgewinnung einbrachte. Und die Reichenhaller wegen Verweigerung des Salzzolles zunächst mit dem Kirchenbann belegt hatte und – nachdem das nichts geholfen hatte – die ganze Stadt mitsamt den Kirchen in Schutt und Asche hatte legen lassen.

 

Auf Grund dieses Vertrages von 1275 blieben Traunstein und Reichenhall bayerisch. Die für uns wesentlichen Teile dieses Vertrages lauten: „Die Begrenzung ist die direkte Linie vom Swezenperch (Schwarzenberg) und dann schräg bis zum Ort, der auf dem Surberg liegt und der Schalchen genannt wird, und dann quer bis zum Haus, das Lauter am nächsten liegt und Cholpuhel (Kohlbichl) heißt und zwar so, dass Cholpuhel uns (d.i. den bayerischen Herzögen) gehört, Lauter jedoch der Salzburger Kirche mit der Einschränkung, dass uns das Recht, Mauth zu erheben, verbleibt. Die Grenze verläuft weiter bis Wibhusen (Weibhausen) und Haldingen (Halling) – diese genannten Orte gehen an die genannte Kirche (Salzburg). Ebenfalls verläuft die Grenze am Holnbach (Hölenbach) bis zum Flußbett bei Aennige (Anning)“. Diese Grenze hatte unverändert Bestand durch 541 Jahre bis 1816.