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Geschichte unserer Leonhardi-Ritte - Teil 4

(Beilage zum Kirchenanzeiger Nr. 07)

 

Bei uns in St. Leonhard hörten die Osterritte ab 1881 gänzlich auf. Durch die Verbote der berittenen Wallfahrten kamen in unserem Jahrhundert nur noch die Siegsdorfer zunächst noch mit Pferden, dann zu Fuß die Traunwalchner und die Ostermiethinger. Bis zum heutigen Tag hat sich jedoch der Ritt am Fest des hl. Leonhard erhalten. Noch vor dem 1.Weltkrieg bewegte sich der Zug nicht um das Dorf, sondern, wie Johann Lechner erzählte, zweimal um die Kirche. Als dann 1926 der Gottesacker errichtet wurde, ergab es sich von selbst, dass man das Dorf und somit auch die Kirche umritt.

Lange hat sich die Gemeinde dagegen gesträubt, den Leonharditag als Bauernfeiertag aufzugeben und den Ritt auf den nächstgelegenen Sonntag zu verlegen. Aber in den 60-er Jahren fügte man sich der Notwendigkeit. In den Jahren 1967 mit 1971 konnten die Ritte nicht mehr abgehalten werden. Kurat Dorfner ist es mit zu verdanken, dass mit der Gründung eines Leonhardi-Vereins die jahrhunderte alte Tradition mit großem Erfolg wieder aufgenommen wurde.

Es sei gestattet, eine Begebenheit zu berichten, an die sich der Schreiber dieser Beilage noch gut erinnert. Es wird wohl der Ritt 1925 gewesen sein. Der Ritt formierte sich damals nach dem feierlichen levitierten Hochamt - es war "a Umihockats" – auf der Schattenseite des Wirtshauses. Pfarrer Mittermeier lief - er ging nie - auf sein Ross zu, lehnte den ihm angebotenen Stuhl zum Besteigen des Pferdes ab, federte sich ab und sprang, angetan mit Chorrock, Stola und Birett mit goldener Quaste - er war Ritter von hl. Grab - auf den Rücken des Pferdes und fiel auf der anderen Seite wieder herab. Bevor wir Ministranten richtig zum Lachen kamen, saß er schon wieder und diesmal fest, auf seinem Pferd. Um ja rechtzeitig zur Pferdesegnung zu kommen, ritt er ab Rusdorf dem Zug im Galopp voraus und griff sich am Kircheneingang den Weihwasserwedel. In der Zwischenzeit war der Zug etwa beim Schmied angelangt. So lief der ungeduldige Pfarrer dem Zug, mit dem Weihwasserwedel fuchtelnd, entgegen. Man kann sich vorstellen, dass bei diesem Anblick die Pferde scheu wurden und dass sich der bis dahin wohlgeordnete Zug in einem immerhin erträglichen Chaos auflöste.


St. Leonhard wird in vielen Nöten angerufen, auch die Wilderer taten dies mit großer Zuversicht, wie es aus dem folgenden Gedicht (von Georg Queri) zu ersehen ist.


Beim heilin Sankt Hartl in seiner Kapelln,
da tean ma's Bixerl einstelln,
aber 's Bixerl einstelln!
Aber, wo gar?- Ja, unterm Altar,
da konn's koa Mensch net finden 's ganzi Jahr!


Und für'n heilin Sankt Hartl in seiner Kapelln
tean ma d'Rehböckerl stehln,
aber d'Rehböckerl stehln;
dees nimmt er net bös, - und er kriat scho sei Meß,
da muaß er zfriedn sei, was waar denn dös!


Und an heilin Sankt Hartl in seiner Kapelln,
tuat der Weihrauch guat gfalln,
aber anders guat gfalln,
dem gebn ma eahm gern, - dem heilinga Herrn,
er werd für d'Wilderer schoh betn wern!


Und an heilin Sankt Hartl in seiner Kapelln,
dem müaß ma a Kirzn aufstelln,
wachserne Kirzn aufstelln!
Der braucht a Liacht, - daß er's aa siahgt,
wia daß koa Jagersbua koan Wildschütz kriagt!


Und an heilin Sankt Hartl in seiner Kapelln
tean ma zum Schutzpatron wähln,
aber den muaß ma wähln!
Da Gugler Hans, da Vößtn Franz,
auf dee is gschossn worn, san heunt no ganz!


Aus der letzten Zeile können wir ersehen, dass St. Leonhard dem Franz und dem Hans seinen Segen nicht versagt hat.