(Beilage zum Kirchenanzeiger Nr. 05)
Am 21. April 1845 schreibt der Dekan von Teisendorf an den Pfarrer von Waging, dass das Ordinariat München Kenntnis erhalten hat, dass in St.Le0nhard am Wonneberg die "ehemals gebräuchlichen, schon lange verbotenen Umritte" immer noch stattfänden. "Infolge ist das diesseitige Dekanat von hoher Stelle beauftragt worden, das Pfarramt Waging darüber mit Bericht zu vernehmen, auf welche Autorisation diese Umritte daselbst stattfinden und in welcher Weise dieselben in letzter Zeit gehalten worden, auch welchen Anteil hieran die Priesterschaft nimmt".
Das Pfarramt Waging bringt am 27. April 1845 dem "Hochwürdigen Dekanalamt Teisendorf geziemend zur Vorlage": "Über die ursprüngliche Einführung dieses Gebrauches liegt in den Pfarrakten nichts vor. Wenn späterhin ein Verbot desselben stattgefunden, so ist dieses hierorts nie zur Anwendung gekommen, denn, wie die ältesten Männer (!) der Gemeinde bezeugen, hat eine Unterbrechung dieses Gebrauches nie stattgehabt. Der das Wetteramt haltende Priester nimmt an solchen Prozessionen keinen anderen Anteil, als an den Prozessionen, die von Fußgängern ausgeführt werden. An der Kirchenpforte stehend besprengt er die Wallfahrter mit Weihwasser".
Aus dieser Korrespondenz können wir entnehmen, dass durch die Verbote der Ritte diese an allen Orten eingestellt worden sind, nur nicht in St. Leonhard. Aus dem Schreiben des Teisendorfer Dekans geht hervor, dass die Holzhausener Ritte schon lange abgestellt worden sind.
Zwei Jahre später, am 2. Oktober 1847 berichtet Pfarrer Schmid "Seiner Erzbischöflichen Exzellenz": "Da vermöge oberhirtlicher Anordnung vom 7. Mai des Jahres, die Kapitelkongresse betreffend, gesonderter Bericht von einem eigens dazu bestimmten Capitular über die in einem Dekanat noch bestehenden Leonhardifahrten oder Umritte erstattet werden soll, so erlaubt sich der Unterfertigte, weil einzig nur in der Pfarrei Waging solche Umritte stattfinden, folgendes Euer Erzbischöflichen Exzellenz vorzulegen: Nur in der Pfarrei Waging bestehen bei der Filialkirche St. Leonhard am Wonneberg diese Umritte. Die ältesten Leute erinnern sich des immerwährenden Bestehens derselben, sodass eine Unterbrechung hierorts nie stattgefunden hat, wiewohl über die Entstehung derselben aktenmäßig nichts vorliegt.
Die Zeit, zu welcher diese Umritte stattfinden, ist
- am Fest des hl. Jakobus, an welchen die Teisendorfer Gemeinde erscheint,
- am Kreuzerhöhungstag kommt die Gemeinde Siegsdorf
- am Fest des hl. Johannes des Täufers hat die Gemeinde Laufen ihren Umritt, bringt aber jederzeit ihren eigenen Priester mit,
- am Donnerstag nach Pfingsten erscheint die Gemeinde Traunwalchen,
- am Samstag nach dem Hl. Dreifaltigkeitssonntag kommt die Gde. Ostermiething in Österreich,
- am Fest des Hl. Bartholomäus hat die Gde. Inzell ihren Umritt (mit eigenem Priester), und
- am Leonhardsfeste selber halten immer einige aus der Pfarrgemeinde Waging diesen herkömmlichen Umritt.
Die Art und Weise, wie diese Umritte gehalten werden, besteht darin, dass die Teilnehmer zu Pferde erscheinen, nach ihrer Ankunft um die Kirche ziehen, wobei an der Pforte stehend der Priester die gewöhnliche Benediktion spricht und die Wallfahrer mit dem Weihwasser besprengt. Hierauf binden letztere ihre Pferde an die in der Kirchhofmauer zu diesem Zwecke befestigten Ringe und wohnen dem angegebenen Amte bei. Nach Beendigung desselben bewegt sich der Wallfahrtszug wieder unverweilt heimwärts."
Der Pfarrer schließt seinen Bericht: "Mit dem Ausdruck tiefster Verehrung und Unterwerfung erstirbt Euer Erzbischöflichen Exzellenz ehrerbietigst gehorsamst Franz v. Paul Schmid, Pfarrer."