(Beilage zum Kirchenanzeiger Nr. 40)
1829 beschloss die Kirchenverwaltung St. Leonhard die Renovierung des Turmes und der Turmkuppel, die seit dem Jahre 1700 die heutige Gestalt aufweist. Am 29. Juli 1830 erging vom Königl. Landgericht Laufen die Weisung, mit den Arbeiten unverzüglich zu beginnen. Die Arbeiten wurden in zwei Etappen ausgeführt: August bis Oktober 1830 Ausbesserung und Neueindeckung der Kuppel und Juli bis Oktober 1832 gründliche Sanierung der Turmmauern. Für den 1. Bauabschnitt 1830 wurden 377 Gulden (fl) 18 Kreuzer (kr) und 2 Pfennige (dl) aufgewendet. Es ist interessant, die Ausgaben im einzelnen zu betrachten.
Für die Kuppelrenovierung lieferte Johann Stadler Bauer zu „Rudersdorf" (Rusdorf), der zugleich Kirchenpfleger war, 8 große Baustämme, das Stück zu 2 fl, 12 kleinere zu 30 kr, 22 dicke Läden zu 24 kr, 24 Bretter zu 12 kr, 26 dünne Läden zu 9 kr sowie 100 Backsteine, für die Stadler 1 fl 30 kr erhielt.
Für 90 Kästen "fehrerne Schaarschinteln", den Kasten zu 36 kr wurden 54 fl bezahlt. Der Handelsmann Prandtner lieferte 8000 Schaarnägel (das Tausend zu 1 fl 18 kr), 300 Schallnägel (das Hundert zu 36 kr) und 125 Bretternägel (10 Stück zu 3 kr) für insgesamt 12 fl und 44 kr. Weiter wurden verbraucht: 111 Pfund (62 kg) Leinöl zum Anstreichen der neugedeckten Turmkuppel, 20 Pfund rotes Salz, 12 Pfund Marillensalz, 8 Pfund Silbergelöthe, 18 Pfund rote Zimmererfarbe, 6 Pfund Bleiweiß, 1/2 Pfund grüne Farbe und Vitriol für zusammen 63 fl 6 kr. Der Rustorfer lieferte noch 1 Klafter (2,8 Ster) buchene Scheiter zum Sieden der Schindeln (1 fl 30 kr) und erhielt für das Herleihen des Kessels 7 fl. Der "Klampfner" Bogner von Waging berechnete für 88 Tafeln weißes Zinnblech, für die Zinn- und Blechnägel einschließlich Arbeitslohn 42 fl 32 kr. Franz Walcher, Schmied von Greinach, fertigte Gerüstklampen, wovon eine derselben verlegt wurde für 38 kr. Der "Königliche Bau- Inpektions-Beamte“ Strelin aus Reichenhall stellte für Reisespesen 3 fl 37 kr und 2 dl in Rechnung. Für das Herleihen des nötigen Werkzeugs, wie Klampfen, Ketten, Seile usw. wurden 9 fl bezahlt und dem Meister "für Nachsicht und Anstalt bey Eindeckung des Turmes und beim Anstreichen desselben" 10 fl.
An Arbeitslöhnen wurden insgesamt 135 fl 25 kr ausbezahlt. Damals wurde nicht nach Stunden, sondern nach Tagschichten bezahlt. Da im Sommer die Tagschichten länger waren (12 Stunden) als im Winter, waren die Sommerlöhne etwas höher. Ein Zimmerer erhielt für eine Tagschicht 36 oder 30 kr, der Palier 40 kr, ein Handlanger 21 kr oder 12 kr (je nach Alter) und der Maurer 32 kr. Dazu kamen noch "Meisterrechtsstunden" mit 2 kr für jede geleistete Tagschicht.
An Tagschichten wurden insgesamt erbracht: 23 Paliertagschichten zu 40 kr, 104 1/2 Zimmerergesellentagschichten zu 36 kr, 145 Zimmerergesellentagschichten zu 30 kr, 4 Maurertagschichten zu 32 kr, 18 Handlangertagschichten zu 21 kr und 17 Handlangertagschichten zu 12 kr, insgesamt also 311 Tagschichten (= rd. 3700 Arbeitsstunden).
Ein Unternehmer würde 1980, wenn er für eine Stunde 30 DM berechnet, für die geleisteten 3700 Arbeitsstunden 111.000 DM in Rechnung stellen. Zusammen mit dem verbrauchten Material müsste die Kirchenverwaltung St. Leonhard für die Renovierung der Kuppel über 200.000 aufbringen.
Anders sieht die Rechnung aus, wenn man überlegt, was sich der Handwerker für seinen 12-Stundenlohn leisten konnte. 1 Maß Bier kostete damals 4 kr. Ein Maurer musste also eineinhalb Stunden arbeiten, um sich eine Maß Bier leisten zu können. Und es ist nicht anzunehmen, dass die Maurer und die Zimmerer vor 150 Jahren weniger unter dem Durst gelitten hätten, wie die heutigen Arbeiter in den Sommermonaten.