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Reparatur der Turmuhr 1692

(Beilage zum Kirchenanzeiger Nr. 77)

 

In der letzten Beilage haben wir gesehen, dass der Salzburger „Hofurmacher“ Sauter den Auftrag erhalten hatte, eine alte, aber noch gute Turmuhr zu liefern. Die Gesellen arbeiteten im Oktober 1692. Entgegen dem Kostenvoranschlag von 80 Gulden kostete die Uhr nun mit den Zehrungskosten für Gesellen und Meister über 96 Gulden. Sauter rechtfertigte sich wegen der Überschreitung, dass er die Schuld dem Wirt zuschob. Der Wirt "habe solchergestalten über die Schnur gehauen, maßen wir nicht die Hälfte davon verzehrt haben". Auch gegen den Vorwurf, dass seine Gesellen nächtliche Raufereien angefangen hätten, wehrt sich der Meister. Die Gesellen seien "wegen anderer Geschäfte über die Gassen gegangen, haben ihme die alldort in Waging nächtliche Gassentreter ohn all gegebene Ursach angegriffen, dahero billig resistiert (Widerstand geleistet) und sich defendieren (verteidigen) müssen." Sie hätten sich auch keineswegs länger in Waging aufgehalten, als dies notwendig gewesen sei.

 

Der Waginger Wirt Johann Praidtenlochner (heute Post) hatte am 12. Juni 1694, also fast zwei Jahre nach der Uhrreparatur sein Geld für Zehrung und Übernachtung der Gesellen und des Meisters Sauter immer noch nicht und richtet an das Salzburger Konsistorium eine Bittschrift, um endlich die immer noch nicht bezahlten 8 Gulden zu erhalten.  

 

Alte Kirchenrechnungen geben manchen Aufschluss über die Gepflogenheiten unserer Heimat vor vielen hundert Jahren. 1659 z.B. werden 4 Gulden für "Kinderlehrzeug" ausgegeben. Es waren dies wohl Geschenke für den fleißigen Besuch der Christenlehre. Am Fronleichnamstag wurden "für Zöhrung, Pulver und was den Schützen zum Besten geben" 12 Gulden aufgewendet. Der Mesner von Waging erhält 1659 30 Kreuzer, weil "er wegen der Zechschrein (Kirchenkasse, die im oberen Stock der Sakristei aufbewahrt war) mit Auf- und Abgehen zu Behaltnus bemiehet (bemüht) sein muß."

 

Wir lesen auch von Kreuzgängen nach Salzburg (grundsätzlich am Pfingstmontag), Altötting und Vordereck (Maria Eck). Der Pfarrer von Waging erhält 26 Gulden wegen des zweiten Kooperators, der für St. Leonhard bestimmt ist. Für Beicht- und Speisezettel (= Nachweis, dass man zur Beicht und Kommunion gegangen ist) gibt die Kirche 1659 1 Gulden aus. Der Organist Georg Kupfmiller erhielt 6 Gulden. Der Mesner und die Zechpröbste (KirchenPfleger) erhalten anstatt der "Suppen" ein Deputat von 1 Gulden 30 Kreuzer. Die Kirchenrechnung muss ein Mann, namens Max Defferreiter zum Dekan nach Laufen bringen; als Botenlohn erhält er 20 Kreuzer.

 

Die Leonharder Kirche war bekanntlich die reichste im ganzen Fürsterzbistum Salzburg, was auf eine rege Wallfahrt seit uralten Zeiten schließen lässt. 1805 betrug das Vermögen noch 33.000 Goldmark. Mit den Kirchengeldern wurden viele Bauten in Waging ganz oder teilweise finanziert: Pfarrhof in Waging, Kirchengewölbe Waging, Vergrößerung der Waginger Kirche, Schulhäuser in Waging und St. Leonhard, Schulschwesternhaus, Höglwörth 200 Gulden (fl), Otting 304 fl, Seekirchen 5300 fl, für die Augustiner-Eremiten in Tittmoning und Hallein 5000 fl, für den neuen Hochalter in Waging 1100 fl.

 

Der damalige Pfleger von Waging Dominikus Freiherr von Ueberacker bittet am 30. Juli 1697 das Konsistorium in Salzburg, aus dem Kirchenvermögen von St. Leonhard für die neue Glocke, die die Waginger Kirche benötigt, 500 Gulden schenken zu dürfen. Der Pfleger vermerkte hierbei, wenn die Leonharder Kirche schon nach auswärts so viel herschenke, sei es "nit unbillig, daß diese Filialen als gleichsamb Kinder des Pfarrgotteshauses demselben vor allem ohne Rückzahlung behilflich sein sollen."

 

Die Kirche schenkte viel Geld her für kirchliche und schulische Zwecke und sie verlieh viel Geld an Handwerker und Bauern. Die Leonharder Kirche war für die nähere und weitere Umgebung eine Art Raiffeisenkasse. Der Zinssatz betrug lange Zeit 4 % und später 5 %.