(Beilage zum Kirchenanzeiger Nr. 24)
Bei geöffneten Altarflügeln sehen wir die eindrucksvollen Figuren des hl. Laurentius, des Johannes des Täufers, des hl. Sebastian und des hl. Stephanus. Sie tragen Kleidung je nach ihrem Stand.
Laurentius war Diakon und Vertrauter Papst Sixtus II unter Kaiser Valerian. Im Jahre 258 wurde er vom römischen Statthalter zum Tode verurteilt und auf einem glühenden Feuerrost zu Tode gemartert. Wenn wir Mitte August - der Laurenzitag ist am 10. August - bei sternenklarem Himmel die Meteore sehen, die beim Durchdringen der Atmosphäre verglühen, sprechen wir von den feurigen Tränen des heiligen Laurentius. Er genießt im bayerischen Raum und darüber hinaus große Verehrung und manche Städte wie z.B. Nürnberg haben ihn zum Stadtpatron erwählt.
Johannes den Täufer, gekleidet in ein Fell und ein Lamm auf dem Arm, kennen wir aus der Heiligen Schrift. Von ihm heißt es im Evangelium des Matthäus, (3,4): "er trug ein Kleid von Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Lenden". Die Darstellung des Lammes, das er auf seinem Arm trägt, weist auf die Worte hin, mit denen Johannes Jesus begrüßt hat: "Seht das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinweg nimmt!" Und vor der Taufe Jesu am Jordan sagt er (Lukas ),16): "Ich taufe mit Wasser, es kommt aber einer, der stärker ist als ich; er wird mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen." Gegenüber König Herodes war Johannes unerschrocken und wurde schließlich auf Verlangen der schönen Salome enthauptet.
Der heilige Sebastian ist als vornehmer Soldat gekleidet. Er war Kommandant der Leibwache Kaiser Diokletians, der in den Jahren 284 bis 305 das römische Weltreich beherrschte. Nachdem unter seiner Regierung die Christen lange Zeit unbehelligt geblieben waren, und Sebastian bei seinem Kaiser zu hohem Ansehen gelangt war, brach im Jahre 303 die große und letzte Christenverfolgung aus. Trotz des Zuredens des Kaisers blieb Sebastian seinem Glauben treu und wurde von einer römischen Bogenschützenkohorte mit Pfeilen getötet.
Der vierte der Heiligen unseres Altars ist der heilige Stephanus. Er wird als Diakon dargestellt und von ihm berichtet die Apostelgeschichte im 6. Kapitel, wie er vom Hohen Rat der Juden zum Tode verurteilt und gesteinigt wurde. Ergreifend sind die letzten Worte vor seinem Sterben: "Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes sitzen“ und "Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!". Da er der erste Märtyrer ist, begehen wir sein Fest am 1.Tag nach Weihnachten. Manche Beobachter wollen in den fünf Steinen, die Stephanus in seiner Dalmatika trägt, Dämonenköpfe erkennen.
Im bayerisch-österreichischen Raum ist die Verehrung dieser vier Heiligen seit langer Zeit tief verwurzelt. Die meisten dem heiligen Stephanus geweihten Kirchen sind uralt, wie z.H. der Passauer Dom und der von Passau aus gegründete Stephansdom in Wien.
Griechische Philosophen der vorchristlichen Zeit lehrten, dass unsere Natur aus den vier Elementen Feuer, Wasser, Luft und Erde besteht. Wie so manchen, hat das Christentum auch diesen Gedanken aufgegriffen und in christliche Symbole gekleidet. Laurentius mit dem glühenden Rost versinnbildet das Feuer, Johannes der Täufer das Wasser, Sebastian mit den Pfeilen die Luft und schließlich Stephanus mit den Steinen das Element der Erde.
Vom Aschermittwoch bis zum Karsamstag bieten sich unserem Auge die eindrucksvollen Darstellungen des Leidens Christi und seiner glorreichen Auferstehung. Die Rückseite dieser Tafeln, die man nie zu Gesicht bekommt, die man jedoch in Salzburg bei der Ausstellung 1972 "Spätgotik in Salzburg" betrachten konnte, waren mit Darstellungen des Marienlebens versehen, von denen jedoch nur der goldgepresste Hintergrund und die skizzierten Vorzeichnungen erhalten sind: Auf der Rückseite der Ölbergszene die Geburt Mariens, bei der Darstellung der Kreuztragung die Skizze der Heimsuchung Mariens, auf der Rückseite der Kreuzigung der Tempelgang Maiens und auf der Rückseite der Auferstehungsdarstellung der Tod Mariens.