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Und die Bahnarbeiter tranken 1000 Hektoliter Bier im Jahr
Die »Blaskapelle ohne Namen« wurde für die 900-Jahr-Feier von Halling und Weibhausen lose zusammengewürfelt. (Foto: Babl)

Und die Bahnarbeiter tranken 1000 Hektoliter Bier im Jahr

Rückblicke in die Geschichte: Bürger in Halling und Weibhausen feierten am Sonntag, den 26.10.2025 die erste urkundliche Erwähnung vor 900 Jahren


Wonneberg – Ein besonderes Jubiläum begingen die Bürger in Halling und Weibhausen: Am Sonntag, den 26.10.2025 feierten sie die erste urkundliche Erwähnung der beiden Orte vor 900 Jahren.

 

Im Festgottesdienst in der Kirche St. Nikolaus rief Pastoralreferent Uli Jauernig die Zeit vor 900 Jahren in Erinnerung. Wenn er sich Gedanken über diese lange Zeit mache, in der dieses »Kircherl« schon stehe, komme er immer ins Staunen. Diese Zeitspanne könne er nicht ganz begreifen. Er denke an die Christen vor 900 Jahren zurück, so Pastoralreferent Jauernig, die damals schon im Glauben an Jesus Christus hier zusammen gekommen sind, hier gebetet und ihre Sorgen und Nöte an diesen Zufluchtsort getragen haben. Seither hätten sich hier immer wieder die Menschen im Glauben an diesem Ort der Hoffnung, der ihnen auch als Kraftquelle diente, zusammengefunden. Viele der Vorfahren hätten geschaut, dass diese Kirche erhalten bleibt. So sollten auch die künftigen Generationen den Gebetsraum für die Zukunft bewahren, sagte er. Magdalena Karl gab der Feier mit ihren Harfenstücken den musikalischen Rahmen.

 

Anschließend führte der Festzug, angeführt von der Blaskapelle, über Feld und Flur nach Weibhausen zum Wirt. Von außen betrachtet wirkte die Szene etwas skurril, wie die gut gelaunte Gruppe ihren Weg marschierte, allen voran die fröhlich spielenden Musikanten. Doch wer sich der kleinen Schar anschloss, fühlte sich stolz, Teil dieses besonderen Erlebnisses zu sein.

 

Im Gasthaus Gruber empfing Willi Haberlander die Gäste zu Musik, Festansprachen und einem Vortrag über historische Fakten. Für die Kaffeetafel hatten fleißige Bäckerinnen Kuchen und Torten gespendet. Nebenbei hatten die Besucher Gelegenheit, sich die liebevoll zusammengestellte Fotoausstellung mit Bildern aus der Historie anzusehen. Manch einer entdeckte dabei höchst erfreut sich selbst oder einen seiner Vorfahren. Die Fotos stammen größtenteils aus dem Archiv von Hans Maier, der sich als Heimatpfleger der Gemeinde auch bei der Organisation des Festes einbrachte.

 

Bürgermeister Martin Fenninger sagte, er hätte gerne eine Zeitmaschine, um sich in die Zeit vor 900 Jahren versetzen zu können. Letztendlich wolle er aber nicht dort bleiben, denn in der heutigen Zeit gehe es ihm sicher besser. Er lobte die Leute, die sich so fleißig in der Gemeinde und in den Vereinen einsetzen. Ohne deren Arbeit ginge es uns sicher nicht so gut.

 

Halling sei früher eine eigenständige Gemeinde gewesen, so Fenninger, ist mittlerweile aber Teil der Gemeinde Wonneberg. Pfarreimäßig gehöre es jedoch zu Otting. Dies stelle aber keine Hürde im Miteinander dar, einzige Hürde sei der tiefe Grenzgraben, der die beiden Gemeindeteile geografisch trennt.

 

Lobende Worte für die Feier fand auch Kreisheimatpfleger Dr. Christian Soika. Zu diesem historischen Fest seien wirklich viele Leute gekommen, das bezeuge die tiefe Identifikation der Menschen mit ihren Heimatgemeinden. Er finde es toll, dass diese Feier mit der Ausstellung der Zeitdokumente organisiert wurde, und somit das historische Erbe gepflegt wird.

 

Haberlander befasste sich in seinem Vortrag mit der Geschichte der Region und ganz Bayerns. Dabei berichtete er über die Erstnennung von Halling und Weibhausen im Jahre 1125, die durch eine Sammelhandschrift mit Dokumenten zur Geschichte der Salzburger Kirche belegt ist.

 

In seinem durch Fotos gestützten Referat erzählte er von der Entstehungsgeschichte Bayerns, der Entwicklung der Bayerischen Bistümer Salzburg, Passau, Freising und Regensburg seit ihrer Gründung durch Herzog Odilo. Besonders interessant war der Hinweis, dass zum Beispiel der Nachbarort Selberting bereits 927 erwähnt wurde.

 

Wirt Georg Gruber hatte einige Anekdoten und Wirtshausgeschichten aus Weibhausen auf Lager. So berichtete er, dass während des Baus der Eisenbahnlinie Traunstein-Waging um 1900 in den drei Weibhausener Wirtshäusern jährlich insgesamt 1000 Hektoliter Bier ausgeschenkt wurden. Die Bahnarbeiter seien anscheinend sehr durstig gewesen, meinte er.

 

Mit Witzen unterhielt Josef Löx die Gäste. Den musikalischen Rahmen gaben die Blasmusik und Rosa Janka, Monika und Wolfgang Karl, und Martin Geisreiter mit ihrer spontan für den Anlass gegründeten Stubenmusi.

 

Der Oberauer Männerfünfg´sang mit den vier HaberlandersDer Oberauer Männerfünfg´sang mit den vier Haberlanders Andreas, Willi, den beiden Stefans und Klaus Zahnbrecher, unterhielt mit lustigen Liedern in Mundart das Publikum. Die gespendeten Kuchen fanden reißenden Absatz.

 

Die zufällig befragten Gäste der Jubiläumsfeier fanden es grandios, dass jemand so viel Herzblut aufgewendet hat, um diese Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Es sei wunderbar, dass in Weibhausen was los ist und so viele Leute gekommen sind. »Wir hätten es bereut, nicht dabei gewesen zu sein.«

 

Linda Babl

 

Alle Bilder zur "900 Jahr-Feier Kirchhalling-Weibhausen" sind aif dem Wonneberger Medienserver einsehbar.