Trachtler trafen sich zu Gottesdienst und Festzug – Feierausklang beim Wirt statt im Bierzelt
Der Höhepunkt eines jeden Trachtler-Jahres ist das alljährliche Gaufest, bei dem sich über 8000 Trachtler des Gauverbands I treffen und miteinander feiern. Heuer aber musste dieses Fest aufgrund von Corona ausfallen. Dem Vorschlag des Gauverbandes, dass die Vereine ein „Gaufest dahoam“ begehen sollten, ist nun auch der GTEV „Surtal“ Lauter gefolgt und hat am Gaufest-Sonntag ordentlich gefeiert.
Knapp 100 Trachtlerinnen und Trachtlern haben sich an diesem „kleinen“ Gaufest in Lauter beteiligt. Um 9 Uhr fand ein Gottesdienst an der Hartl-Kapelle in Lauter statt und, wie es sich für ein Gaufest gehört, zusammen mit der Musikkapelle Surberg-Lauter. Natürlich kamen alle in der Vereinstracht, also in Lederhose, Dirndlgwand, Mieder beziehungsweise Röcki. Anschließend saß man bei strahlendem Sonnenschein noch im Biergarten des Wirtshauses in Lauter gemütlich beieinander.
Den Gottesdienst zelebrierten Pfarrer Dr. Christoph Henschel und Diakon Tobias Raab von der Stadtkirche Traunstein. Für seine Predigt bezog sich Henschel auf das Evangelium, in dem vom Unkraut im Weizenfeld die Rede war. So beinhalte auch jeder „Lebensacker“ seinen Weizen, aber auch sein Unkraut, also sein Gutes und sein Schlechtes. Ein Unkraut, das immer wieder sprieße, sei die Aggression, nannte der Pfarrer ein Beispiel. Aggression dürfe durchaus sein, bekräftigte er, aber man müsse richtig damit umgehen. Ein konstruktives Beispiel dafür sei die Tracht, meinte der Pfarrer, wohl zum Erstaunen vieler Zuhörer. Denn als die Monarchie in Bayern abgeschafft worden sei, hätten die Menschen, die das vielfach nicht ohne weiteres akzeptieren konnten und wollten, nach einer Alternative gesucht, nach einer neuen Identität. Und diese hätten sie dann in der Tracht gefunden. Somit sei die Aggression, die Unzufriedenheit, in etwas Positives umgewandelt worden.
Nach dem Gottesdienst hielt der Trachtenvereins-Vorsitzende Stefan Lohwieser eine kurze Ansprache. Er bedankte sich bei den Seelsorgern, bei den Ministranten und der Musikkapelle. Er habe sich gefreut, sagte er, dass so viele Trachtler dem Aufruf gefolgt seien. Es sei schön, die Leute endlich mal wieder zu treffen und das Festg‘wand anziehen zu dürfen: „Wer hätte das gedacht, dass man so schnell zu einem Gaufest in Lauter kommt!“.
Danach entwickelte sich ein kleiner Festzug vom Feuerwehrhaus hinauf zum Wirt. Dort unterhielt die Musikkapelle die Besucher, wobei der neue Bürgermeister Michael Wimmer ein Stück dirigieren durfte – als erstes offizielles Auftreten als Bürgermeister in Vereinstracht. Auch Vorsitzender Lohwieser als „Festleiter“ des „Gaufests dahoam“ durfte einen Marsch dirigieren. Die Besucher delektierten sich bei dem schönen Wetter an den Biergarten-Schmankerln, und der ein oder andere bestellte sich auch eine Mass, um wenigstens ein wenig Bierzeltstimmung aufleben zu lassen.