Vor 10 Jahren hat die Jagdgenossenschaft in Wonneberg die Jagd in Eigenbewirtschaftung übernommen. Dieses Jubiläum wurde neulich als Anlass für eine Waldbegehung genommen.
Zusammen mit Vertretern des BN (Bund Naturschutz), ÖJV (Ökologischer Jagdverein) Regionalgruppe Südostoberbayern, der ANW (Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft) und dem Leiter des Landwirtschaftsamtes Traunstein, Alfons Leitenbacher und den Bürgermeister von Wonneberg, Martin Fenninger, wurde anschließend eine Rückschau gehalten. Es wurden aber auch, besonders durch den Klimawandel, schon bestehende und auf den Wald zukommende Herausforderungen besprochen. Der BN Traunstein hat dazu sogar eine spezifische Pressemitteilung herausgegeben, auf die durch die Vertreterin des BN Traunstein, Beate Rutkowski, eingegangen wurde.
Von Strasser namentlich begrüßt wurden, neben den schon genannten, Hans Praxenthaler und Peter Fritzenwenger(ANW), Stefan Zauner(ÖJV), Sepp Ratzelsberger, Karl Fischer, Max Poschner( Revierförster) und der 2. Bürgermeister, Hermann Eder.
In seiner Rückschau erklärte Strasser, warum die Wonneberger Jagdgenossenschaft, kurz nach seiner Wahl zu ihrem Vorsitzenden vorgenommene Verpachtung für neun Jahre an hiesige Jäger, danach, in 2008 die Eigenregie über die Jagd in ihrem Gebiet übernommen habe. Die Verbissgutachten von 2004, 2007 und 2010, seien trotz jeweiliger Abschussquotenerhöhungen, immer schlechter ausgefallen, sagte Strasser. Die einheimischen Jäger hätten zum Vorwand ihrer Verweigerung von mehr Abschüssen angeführt, dadurch auch noch das letzte Reh erschießen zu müssen. „Ein großer Teil der Jäger war einfach nicht bereit, einen dem Wald angepassten Wildbestand herzustellen“. Deshalb sei in 2008 von der Jagdgenossenschaft die Eigenbewirtschaftung beschlossen worden. Dies sei nicht geschehen, weil durch die Eigenbewirtschaftung unbedingt alles besser würde, sondern, weil die bisherige Verpachtung nicht zur Zufriedenheit der Jagdgenossenschaft und zur Erhaltung eines gesunden und zukunftsfähigen Waldes funktioniert habe. Den einheimischen Jägern sei angeboten worden, bei der Eigenbewirtschaftung mitzumachen. Leider hätten dies die meisten verweigert. Um einen angemessenen Jagdbetrieb aufrecht zu erhalten, mussten deshalb auswärtige Jäger hinzugezogen werden. Das Jagdgebiet sei in der Folgezeit in Pirschbezirke aufgeteilt worden, für das der jeweilige Jäger einen für ein Jahr geltenden Begehungsschein erhalten habe. Die JG konnte aber auch außerhalb der gesetzlichen Bestimmungen Vorgaben erteilen, z. B. ein Untersagen der Jagd auf Haustiere und den Eichelhäher.
Für die Entscheidung der Eigenregie der Jagd mussten anfänglich einige unschöne Vorkommnisse in Kauf genommen werden, sagte Strasser. Es sei aber sicher nicht um die Ausrottung der Rehe gegangen, wie der Jagdgenossenschaft vorgeworfen worden sei, sondern lediglich einer guten Anpassung des Rehbestandes an einen gesunden, vielfältigen und zukunftsfähigen Wald. Von diesen zaunfreien artenreichen Wäldern profitiere letztlich auch das Wild. Er und die Mitglieder der JG wollten sich gerade jetzt in Zeiten der Klimaveränderung nicht dem Vorwurf kommender Generationen aussetzen, nicht genug für das Erreichen dieser Ziele getan zu haben. Unsere Enkelkinder brauchen keine Jagdtrophäen die auf dem Dachboden verstauben, sondern einen Wald der die Ökosystemleistungen und Allgemeinwohlfunktionen erfüllen kann. Die JG wolle deshalb vor Allem auch Leute aus dem heimischen Umkreis anspornen einen Jagdschein zu erwerben, denn auch die JG wisse, auf Dauer könne nicht auf auswärtige Jäger gezählt werden. Es würden in jedem Fall Jäger gebraucht, die bereit seien, eine waldfreundliche Jagd zu betreiben und nicht eine, der Allgemeinheit, dem Wald und den Waldbauern schadende Trophäenideologie zu verfolgen. Strasser bedankte sich bei den anwesenden Jäger für Ihre geleistete Arbeit. Sie haben es in den letzten Jahren durch ihren unermüdlichen Einsatz geschafft das Verbissgutachten von „zu hoch auf günstig“ zu drehen und das in einer roten (zu hoher Verbiss) Hegegemeinschaft. Eine waldfreundliche Jagd dient dem Wald, den Wildtieren und letztlich uns allen. Der Waldbegang hat wieder mal gezeigt, Jagd ist nicht alles, aber ohne waldorientierte Jagd ist alles nichts.
Anschließend bedankte sich Strasser noch bei Bürgermeister Fenninger sehr herzlich für dessen unvoreingenommene, stetige Unterstützung der Belange und Interessen der Waldbauern und der Jagd in der Gemeinde.
In der von Beate Rutkowski zur Sprache gebrachten Pressemitteilung des BN wird auf die Dringlichkeit von Maßnahmen, insbesondere wegen des Klimawandels, zur Erhaltung und Verjüngung der heimischen Wälder hingewiesen. Hans Praxenthaler, Vorsitzender der ANW für den Rupertiwinkel, sagt in dieser Pressemitteilung; „Wenn die alten Bäume und Wälder „oben“ absterben, ist es verheerend, wenn „unten“ nichts nachwächst, oder nur ungeeignete Baumarten“. Beate Rutkowski ergänzt dazu; „Es muss in Zeiten des Klimawandels möglich sein, eine Verjüngung aller standortheimischer Baumarten durch eine Revier-angepasste Jagd zu erreichen“. „Die guten Ansätze im Bayerischen Jagdgesetz beim Waldverjüngungsziel, bei den revierweise Forstlichen Gutachten und der behördlichen Abschussplanung müssen bewahrt und weiterentwickelt werden.“ Der im Juli vom Bundeslandwirtschaftsministerium vorgelegte Gesetzentwurf werde dieser Verantwortung nicht gerecht und müsse nachgebessert werden, wird in der Pressemitteilung des BN festgestellt. Es dürfe nicht dem Lobbyismus einiger Jagdverbände gefolgt werden.
Zum Abschluss des Abends und des Jubiläums gab es noch eine deftige Brotzeit und Getränke und es scheint sicher, Strasser werde sich auch in Zukunft für einen guten Waldbestand einsetzen und somit auch für einen optimalen Lebensraum für das Wild. (al)