Martin Mühlbacher ist am 9. Juli im Alter von 91 Jahren verstorben.
Die Blaskapelle St. Leonhard nimmt Abschied vom Ramgraber Martl. Er war 1949 maßgeblich, zusammen mit Peter Fenninger, an der Wiederbegründung der Leonharder Musik beteiligt. Bereits ab Oktober 1945 hat der Martl als 15-jähriger mit seiner Ziehharmonika Drischlegfeiern und zum Tanz aufgespielt. Belegt durch seine detaillierten Aufzeichnungen in einem kleinen Merkbuch. Dann im Sommer 1948 formierte sich eine neue Blaskapelle um Peter Fenninger und Martin Mühlbacher. Beide hatten mit Trompete und Ziach ab 1947 kleine Veranstaltungen bestritten, konnten jedoch der großen Nachfrage nach musikalischer Begleitung bei anstehenden Hochzeiten und dem Aufleben von gesellschaftlichen Veranstaltungen nicht gerecht werden. Man ging daran wieder eine Blaskapelle zu gründen, wie sie bereits von 1924 bis zum Krieg bestanden hatte. Martl lernte Tenorhorn, zwei weitere Mojersöhne aus Plattenberg, Paul und Alois, traten der Kapelle bei. Alois Wimmer aus Aichberg schlug die Große Trommel. Engelbert Maier aus Greinach wurde eine große Stütze, hatte er doch der Kapelle schon vor dem Krieg als Trompeter angehört. Zwei Spätheimkehrer aus dem Krieg schlossen sich wieder an. Johann Mayr aus Hellmannsberg spielte Bass und Josef Anfang aus Brunnstadt wieder Posaune. Mit dieser Besetzung und einem Programm aus zwei Märschen, vier oder fünf Polkas, einem Landlerheft und überlieferten Volks- und Bauerntänze, startete die Kapelle in eine erfolgreiche Zukunft. Wenngleich die erste gemeinsame Musikprobe laut Orginalton Martl „katastrophal“ ausfiel. Viele Hochzeiten, Weiber-, Dirndl- und Trachtenkranzl in St. Leonhard, Weibhausen und Traunstein, Kirchen- und Festzüge folgten. Ebenso die Pferdeumritte in St. Leonhard und Traunstein. Oftmals unterhielt der Martl zu später Stunde die Gäste noch mit seiner Ziehharmonika, wenn die restlichen Kameraden nicht mehr einsatzbereit waren. Auch nach seiner Heirat 1958 und dem Umzug nach Waging blieb er der Leoharder Musik weit in die 60-er Jahre treu, trotz seiner gleichzeitigen Mitgliedschaft bei der Waginger Kapelle. Aus seinen bereits erwähnten Aufzeichnungen über die musikalischen Aktivitäten, ist im Jahr 1951 folgender Eintrag vermerkt, dem erst viele Jahre später eine besondere Bedeutung zukommen sollte: „ 29.06. Primiziantenempfang Traunstein 3,-- DM“!
Jahre später hat der Martl dann den Eintrag wie folgt ergänzt: „(Papst)“
Vor der Romreise 2013 der Blaskapelle, bei der wir eine Audienz beim emeritierten Papst Benedikt XVI hatten, besuchte ich den Martl, um ihn zu der Reise einzuladen. Leider war ihm die Fahrt aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich. Aber er kam auf diese Notiz in seinen Aufzeichnungen zu sprechen und erklärte wie es für die Leonharder Musik zu diesem Einsatz kam. Die Ettendorfer und Hufschlager Bürger holten die beiden Neupriester Georg und Josef Ratzinger an der Gemeindegrenze Traunstein/Surberg in Hallabruck ab, um die Primizianten nach Hause zu begleiten. Da die Surberger Musikkapelle anderweitig verpflichtet war wurden die Leonharder eingesetzt um dem Festzug musikalisch einen entsprechenden Rahmen zu geben. Diese Anekdote haben wir beim Besuch in Rom angesprochen und der emeritierte Papst hat uns die Segenswünsche für die daheim gebliebenen Musikanten mit gegeben.
Der Ramgraber Martl blieb der Blaskapelle immer verbunden und folgte gerne den Einladungen zu unseren Gartenfesten, Weihnachtsfeiern und Jubiläen. Bei der Feier zum 90-jährigen Bestehen der Blaskapelle 2014 überraschte er uns mit seinem verfassten Gedicht über die Freuden und Leiden eines Musikantenleben.
Seine Freundlichkeit und Humor, sowie sein unergründlicher Schatz an Witzen, Geschichten und Anekdoten werden uns fehlen. Die Kameraden der Blaskapelle St. Leonhard werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Blaskapelle St. Leonhard
Sepp Eder